Buchtipp,  Kinder- und Jugendliteratur

Für mehr Vorlesen!? Bilderbücher digital

logo-header-bigAufmerksam geworden durch einen Beitrag des Deutschlandfunks vom 14. Oktober im Studio 9, habe ich mir mal das Angebot von LivingKidsBooks angeschaut. Hier kann man sich nach einer wirklich kurzen (60 seconds) kostenlosen Registrierung Bilderbücher vorlesen lassen. Dabei sieht man das betreffende Bilderbuch, welches von zwei Händen an der richtigen Textstelle umgeblättert wird. Dies funktioniert an jedem Bildschirm, ob PC oder Tablet, im Browser. Es gibt zurzeit etwa 15 Bücher, die man sich gratis anschauen kann, für die Altersstufen 2+ bis 5+. Weitere Bücher gibt es für den Premiumaccount, der dann auch Werbefrei ist, für stolze 14,99€ im Monat.

„Der Chef von LivingKidsBooks, Claus Overbeck, sieht die Buchfilme nicht als Ersatz fürs echte Vorlesen, sondern als Ergänzung. Außerdem sei es eine reizarme Alternative zum Fernsehen, die die Fantasie anrege und auf Bücher neugierig mache.“ (Im Interview von Studio 9, s.o.)

Ich habe mir natürlich einmal ein Bilderbuch vorlesen lassen – („Der Hund Schnuffel und der Floh Floh“ von Klaus Gerhard Pahlke). Bei LivingKidsBooks wird es für Kinder ab 4 Jahren eingestuft. Der ganze Buchfilm, so nennt Overbeck die Form des Dargebotenen, dauert etwa 20 Minuten und ist mit viel Text und wenig Seitenwechseln sehr ruhig konzipiert. Die Stimme des Sprechers ist sehr angenehm und es wird den Kindern sicher Spaß machen, wenn er beim Floh seine Stimme verstellt.

living

Ein anderes Buch für Kinder ab zwei Jahren hat nur eine Länge von etwa 7 Minuten und es ist wiederum sehr gut von einer Frau gesprochen. („Wirst Du mich immer liebhaben“ von Catherine Leblanc) Hier halte ich es für ziemlich problematisch, wenn mit solch einem emotionalen Text ein zweijähriges Kind allein gelassen wird. Immerhin wird hier über den möglichen Tod der Mutter nachgedacht. Sicher – Overbeck argumentiert, dass es allemal besser sei, als das Kind vor den Fernseher zu setzen. Gerade hier kann ich mir solche Bücher nur in den sicheren Armen einer geliebten Bezugsperson vorstellen.

Wer wird mit einem solchen Angebot erreicht? Sind es die ohnehin bildungsbeflissenen Eltern, die auf diese Weise ihren Kindern ein attraktives Medienangebot machen können? Nach dem Motto: „Ja, du darfst ans Tablet, aber dann muss es ein gutes Bilderbuch sein.“ LivingKidsBooks scheint mir eine gute Möglichkeit zu sein, Kindern, die sich langweilen, schnell und unkompliziert ein pädagogisch wertvolles Angebot machen zu können. Als Dauereinrichtung für zu Hause ist es eher nichts.

Die bildungsferneren Schichten, für die es sicher ein qualitativer Zugewinn bei der Erziehung ihrer Kinder wäre, müssten wohl von KindergärtnerInnen und engagiertem Bibliothekspersonal darauf hingewiesen werden. Allerdings scheint mir dann das kostenlose Angebot der Bibliotheken mit ihren hervorragenden Bilderbüchern immer noch attraktiver als ein Bilderbuchabo für fast 15€ im Monat. Auch für den Preis, dass man dann selbst lesen muss.

Gibt es Schöneres?

Erwähnte Internetangebote:

http://www.deutschlandradiokultur.de/buchfilme-fuer-kinder-wenn-das-tablet-vorliest.2165.de.html?dram:article_id=368617

neugierig, wissbegierig, biblioman, non binary

One Comment

Schreiben Sie einen Kommentar