Erlebnisse

Next Stop Rome?!


erlebt von Christina
Meine Geschichte sagt zwar nicht viel über Italien, Land und Leute aus, aber sie ist wirklich witzig, auch wenn wir das damals nicht so empfanden.

eingeschickt am 10.März 1999

Also, es war so vor zwei Jahren im Frühjahr in der Toskana.
Mein Freund und ich waren mit dem Wohnmobil unterwegs und wollten uns Florenz anschauen. Da wie aber nicht mit dem sperrigen Gefährt in die Stadt fahren wollten, parkten wir am Bahnhof, der unserem Campingplatz am nächsten lag, und das war in Figline Valdarno. Von dort sind wir also nach Florenz gestartet und hatten dort auch ganz tolle Stunden rumgebracht. Irgendwann hatten wir aber die Nase voll von schubsenden Touris und wollten wieder zurück fahren.
Scheinbar standen zwei Züge zur Auswahl, der einzige Unterschied war, dass der eine zehn Minuten früher fuhr als der andere. Gut, wir nahmen den früheren.
Der Schaffner kam und erzählte was auf Italienisch, von dem wir damals nichts (und heute kaum etwas) verstanden. Wir nickten nur zustimmend und sahen uns dann fragend an. Doch irgendwann kramte der Schaffner seine paar Brocken Englisch heraus und meinte: „next stop Rome!“ Ups. Nein, nein, da wollten wir doch aber gar nicht hin. Tja, es half alles nichts, wir mussten ein paar Lira nachzahlen und durften dafür einige Stunden Zug fahren. Während der ganzen Fahrt überlegte ich, dass, wenn wir schon mal in Rom waren, wir dort doch auch ein paar Stündchen länger bleiben konnten. Aber meine Begleitung war davon nicht sehr begeistert, denn ihr war klar, dass wir das nicht lange durchhalten würden. Und so kümmerten wir uns, als wir endlich in Rom angekommen waren, um die nächste Zugverbindung und Fahrkarten. Der nächste Zug zurück fuhr auch schon zwanzig Minuten später. Leider!
Seitdem stand allerdings fest, dass wir bald nach Rom fahren wollen, was wir mittlerweile auch getan haben.

Ich hoffe, meine Geschichte hat Euch ein bisschen gefallen. Ich finde sie jedenfalls im nachhinein sehr lustig.

Inselzauber

von Vera Kanew    © all rights reserved

Ischia, zauberhafte Insel im Mittelmeer 
  
Vulkane, Poseidon, 
Vergangenheit, Gegenwart, 
sandige Buchten, steile Felsen, 
Boote liegen am Strand 
und über allem thront das Meer. 
  
Fern am Horizont, 
sinkt die purpurne Sonne, 
tanzen die Flammen des Abends 
auf dem tiefblauen Meer. 
Zum Tagesausklang 
wird geküsst der Strand, 
vom ewigen Werden der Wogen. 
  
Schatten umarmt die grüne Insel. 
Dunkelheit schleicht sich heran. 
Am Himmel Sternengefunkel. 
Sanfter Zauber, lieblicher Gesang, 
Lockruf der Sirenen, 
hüllt die Insel ein zur Nacht.

Abenteuer für psychisch Behinderte in Italien

von Matthieu Conrads    © all rights reserved

Jedes Jahr fahren wir, eine Gruppe von sechs psychisch Behinderten und zwei Betreuern, ins schönste Land der Welt, nämlich nach Italien. Wir freuen uns schon jedesmal vorher auf die Abenteuer, die uns dort erwarten, auf das gute Essen, die schönen Städte und Landschaften.
Beim ersten Mal waren wir in Pesina am Gardasee. Eines Abends entdeckten wir schwarze Skorpione im Haus, in der Toilette und im Schlafraum an der Wand neben dem Bett, in dem schon jemand schlief. Solche Tiere hatten wir in der Realität noch nie gesehen und dachten, daß sie sehr gefährlich sein müßten. Nach mehreren Anläufen gelang es einem mutigen Sozialarbeiter, den Skorpion mit einem Glas einzufangen, ohne den Schläfer im Bett aufzuwecken und in Panik zu versetzen. Hinterher erfuhren wir, daß diese Skorpione doch relativ harmlos sind und ein Stich nicht schlimmer als der einer Mücke wäre.
Einige Tage später waren wir in Rovereto. Da gibt es noch richtige Stehklos in den Bars. Einer von uns kam damit nicht zurecht und suchte ein anderes Klo. Dabei fand er den Türdrücker nicht, um aus dem Haus herauszukommen. Er rüttelte solange ans Portal, bis ihm die Scheibe entgegenfiel und in tausend Stücke zersprang. Es entstand ein Riesenlärm und der Barbesitzer kam angerannt. Zum Glück gab es einen Glaser in der Nähe. Zu dem gingen wir hin und bestellten und bezahlten eine neue Scheibe. Noch lange saß uns der Schreck in den Knochen. Aber irgendwie lustig fanden wir es trotzdem.
Ein Jahr später waren wir in Sticciano in der Maremma. Einer wurde dort direkt zu Anfang krank und bekam dicke Beine. Wir brachten ihn zum nächsten USL nach Grosseto. Die Blutwerte waren mehr als schlecht. Die Ärzte guckten uns ganz entsetzt an und wunderten sich, daß der Betreffende überhaupt noch lebte. Er wurde sofort an den Tropf gehängt und mußte die ganzen zwei Wochen im Krankenhaus verbringen. Natürlich haben wir ihn jeden Tag besucht. Aber noch mehr haben sich die Verwandten der italienischen Mitpatienten um ihn gekümmert und ihm sogar einige Brocken Italienisch beigebracht.
Ein Jahr später waren wir in Leca in der Nähe von Albenga in Ligurien. Dort sind so viele Palmen und Orangenbäume. Sogar auf den Bahnsteigen im Bahnhof stehen Palmen! Eines Abends sahen wir in der Dunkelheit so komische rote Linien am Berghang hinter dem Dorf, die immer breiter wurden. Später begriffen wir: Der Berg brannte! Wir bekamen Angst, daß das Feuer uns erreichen könnte. Einer von uns begann schon seinen Koffer zu packen, um des Nachts besser flüchten zu können. Wir überlegten, ob wir nicht eine Nachtwache aufstellen müßten, um nicht vom Feuer überrascht zu werden. Wir gingen ins Dorf und befragten Bewohner, wie gefährlich die Situation wohl wäre. Aber man beruhigte uns. Unser Dorf war nicht gefährdet, das Feuer war weiter weg, als es aussah. Jeden Tag beobachteten wir darafhin den Berg, das Feuer und die Löscharbeiten. Am Meer sahen wir, wie ein Flugzeug nach dem anderen Wasser aufnahm, und zuhause beobachteten wir, wie sie, die sog. Canadair, Wasser auf die Brandherde schütteten. Wir erfuhren aus der Zeitung, daß Brandstifter die Feuer gelegt hatten. Die Schäden für die Bewohner waren teilweise sehr groß, viele mußten sogar evakuiert werden. Für uns war dies jedoch eine spannende Angelegenheit, mit der wir uns tagelang beschäftigen konnten.
Letztes Jahr haben wir den Urlaub in Lucca in der Toskana verbracht. Ein Ausflug führte uns in die Marmorsteinbrüche in der Nähe von Carrara. Was für tolle Steine dort lagen! Am liebsten hätten wir unseren ganzen Bus damit beladen. So haben wir nur die schönsten mitgenommen, z.B. solche mit Bohrlöchern für die Sprengladungen. Unterwegs in Carrara und Colonnata fanden wir manch interessante Gedenktafel, z.B. für Anarchisten, „getötet auf der Straße der Freiheit“, oder in Pistoia für einen Metallarbeiter, „gefallen für die Verteidigung des Rechts auf Arbeit“. Ob wir so etwas wohl im diesbezüglich konservativen Deutschland finden würden? Wohl kaum. Ein anderer Aufflug führte uns nach Sant’Anna di Stazzema, ein Dorf weit abgelegen in den Bergen. Hier hatten die Deutschen 1944 fast alle Bewohner (560) umgebracht als Vergeltung für den Freiheitskampf der Partisanen gegen die deutsche Armee bzw. die WaffenSS. Wir guckten uns das Widerstandsmuseum an, und wir waren sehr beeindruckt von der Geschichte der jungen Mutter, die, um ihr Baby zu schützen, einem Soldaten in ihrer Verzweifelung einen Holzschuh an den Kopf schleuderte, bevor dieser sie erschoß. Der Kustode, Signor Enio Mancini, war sehr freundlich zu uns und hat uns erzählt, daß er das Massaker als Siebenjähriger miterlebt hatte. Die ganze Geschichte hat uns sehr betroffen und zeitweilig schämten wir uns, Deutsche zu sein. Nächstes Jahr wollen wir nach Umbrien fahren, in die Nähe von Assisi. Wir sind gespannt, welche Abenteuer wir wohl dann erleben werden. Aber hoffentlich keins mit Erdbeben!

Die italienische Reise

von Peter Licht    © all rights reserved

„Wo fahren wir dieses Jahr hin?“ Fragte mich meine Frau. Selbstverständlich nach Italien, ins „schönste Land der Erde“, hörte ich mich sagen. „Bella Italia“, was fasziniert mich so an diesem Land? Ist es die helle warme Sonne die mich bereits im Schweizer Tessin begrüßt? Ist es das fundamentale Erlebnis in die verheißungsvolle Welt des Südens einzutreten? Oder vielleicht der Umstand, dass die Schwester anfangs der sechziger Jahre einem Italiener begegnete.

Meine erste Reise nach Italien erfolgte unter wahrlich abenteuerlichen Bedingungen. Ich war im zarten Alter von 18 Jahren und hatte gerade die Führerscheinprüfung abgelegt. Mit einem alten klapprigen Renault, mein Führerschein war gerade mal 4 Wochen alt, machte ich mich auf, meine Schwester zu besuchen, die inzwischen mit ihrem frisch vermählten italienischen Ehemann in einem Vorort von Turin wohnte. Ohne ausreichende Fahrpraxis, arglos und mit großer Erwartungshaltung fuhr ich durch die Schweizer Alpen, überquerte den Gotthard Pass, reiste durch das schöne Tessin, erreichte schließlich glücklich Chiasso und danach die italienische Grenze. Abgesehen davon, dass mich das Auto an der Grenze im Stich ließ, und mir ein freundlicher Mailänder beim Anschieben des Wagens behilflich war, verlief die Reise ohne große Komplikationen. Die Poebene lag vor mir, die mir das Wunder der Landschaftsverwandlung aufzeigte. Auf meiner Weiterfahrt begleitete mich die helle Sonne, malerische Orte links und rechts der Landstraße und die Farbenpracht des italienischen Frühlings. An die temperamentvollen mediterranen Autofahrer und ihre tollkühnen Überholmanöver hatte ich mich relativ schnell gewöhnt. Erschöpft aber glücklich kam ich schließlich an meinem Ziel an. Ich hatte mich nicht angekündigt und die Überraschung war mir geglückt.

Diese erste Reise in das Land jenseits der Alpen war ein einmaliges Erlebnis, unvergessen wie die erste Liebe. Vom Virus, „der Sehnsucht nach Italien“, wurden auch meine Ehefrau und die beiden Kinder angesteckt. Hinzu kommt noch der glückliche Umstand, dass wir italienische Verwandte haben. Jahr für Jahr verbringen wir nun unseren Urlaub jenseits der Alpengipfel. Es zog uns nach Venedig, Florenz und in andere verlockende Gefilde. Und ins göttliche Rom natürlich, wo seit einigen Jahren meine jüngste Tochter lebt, die sich damit ihren persönlichen Lebenstraum erfüllt hat.

Ciao
e tanti saluti

Peter

Impressionen eines Schüleraustausches

Eingeschickt von Martin Wolter, Lehrer am Gymnasium in Michelstadt.

Das Gymnasium Michelstadt und das Liceo „Renato Cartesio“ in Olevano Romano(6500 Einw., ca. 50 km östlich von Rom, eingebettet in eine fruchtbare Landschaft von Olivenhainen und Weinreben, umgeben von den felsigen Steilhängen der Aequer Berge) pflegen seit 1992 einen Austausch im Rahmen ihrer Städtepartnerschaft


Appena scese dall’aereo in Germania mi sono sentito protagonista di un film intitolato „Storia di un ragazzo europeo“. La cosa più difficile però era comunicare al mio pubblico tedesco … Il vantaggio più grande che ho ricevuto da questa esperienza è quello di avere degli amici a 2000 km da qui … Simone Pizzuti, Klasse IV C (Klassen- und Schulsprecher)


Als ich im Fluzeug nach Deutschland saß, fühlte ich mich als Hauptdarsteller in dem Film „Geschichte eines jungen Europäers“. Die schwierigste Aufgabe war, mich meinem deutschen Publikum mitzuteilen … Der größte Gewinn, den ich aus diesem Austausch erzielt habe, war es, Freunde zu haben, 2000 km von mir entfernt …

Ho conosciuto altri modi di pensare, altre mentalità, mi è sembrato che i ragazzi siano più liberi di noi, in famiglia e anche a scuola e li ho guardati con un po‘ d’invidia … Peccato che la ragazza che mi ha ospitato sia stata poco con me perché preferiva i suoi amici, nonostante ciò ritengo che sia stata un’esperienza ugualmente formativa per me. Ho ancora una forte curiosità di conscere bene colei che mi ha ospitato e che gli ultimi due giorni si è mostrata più socievole. La conoscerò l’anno prossimo quando sarà ospite a casa mia. Francesca Ronci, Klasse IV C


Ich habe andere Denkweisen kennengelernt, andere Lebensauffassungen, die Jugendlichen erschienen mir freier zu sein, als wir es sind, in ihren Familien wie auch in der Schule und ich habe sich schon ein wenig beneidet … Leider hatte das Mädchen, bei dem ich wohnte, wenig Zeit für mich, weil sie sich mehr ihren Freunden widmete. Dennoch hat mich der Schüleraustausch sehr beeindruckt; nun bin ich darauf gespannt, meine Gastschülerin näher kennenzulernen (sie hat sich in den letzten beiden Tagen mehr um mich gekümmert). Ich werde sie im nächsten Jahr kennenlernen, wenn sie bei uns wohnen wird. 

 

Tutta la gente è stata con me molto gentile e sopratutto la famiglia che mi ha ospitato. A quest‘ ultima vanno i miei ringraziamenti perché non mi sono sentita ospite, ma membro della famiglia; per una settimana la mia famiglia sono stati il signor e la signora Cinquemani e il loro figlio Claudio. Può sembrare qualcosa di rituale, ma non è così, queste parole vengono dal mio cuore … Quando non arrivavo a comunicare con loro con le parole, c’erano i gesti, i sorrisi, gli sgnardi che mi sono sembrati più comunicativi di ogni altro linguaggio. Emanuela Foladi, Klasse IV C


Alle Leute begegneten mir sehr freundlich und vor allem die Familie, bei der ich wohnte. Ihr gilt vor allem mein Dank, weil ich mich bei ihr nicht als Gast, sondern als Familienmitglied fühlte: für eine Wochen waren Herr und Frau Cinquemani sowie ihr Sohn Claudio meine Familie. Dies mag jetzt floskelhaft erscheinen – doch so ist es nicht: diese Worte kommen aus meinem Herzen … Und wenn die Kommunikation mit Worten einmal nicht gelang, dann waren es die Gesten, das Lächeln was – meiner Ansicht nach – mehr aussagte als jede Sprache.


In questi sette giorni trascorsi a Michelstadt mi sono resa conto di come persone che vivono in differenti parti del mondo possono avere diverse abitudini e mentalità, ma nei sentimenti sono molto simili e, come noi, amano, soffrono e sognano. Sara Cesare, Klasse IV C


In diesen sieben Tagen, die ich in Michelstadt verbracht habe, durfte ich erfahren, daß die Menschen, die in verschiedenen Teilen der Welt wohnen, zwar verschiedene Lebensgewohnheiten und -auffassungen haben können, doch in ihren Gefühlen einander alle sehr ähnlich sind; sie lieben, leiden und träumen wie wir.

Amore mio – l´Italia o Rocco?

von Johanna Nienhaus    © all rights reserved

Ich liege hier und denk´ an nichts
Der Sand unter mir
Warme Wellen wölben sich
Zu meinen Füßen
 
Ich liege hier und fühle nichts
Das Herz schlägt schwer
Graue gefrierende Gedanken
Überkommen mich
 
Ich würde mein Leben geben
Für ein Leben mit dir
Deshalb liege ich hier
 
Die Sehnsucht frisst mich auf
Am frühen Morgen fahre ich
Und wen lasse ich zurück? -Dich.

Mein Giro D’Italia

von Elke Trieglaff-Grabe © all rights reserved

Es war im Jahre 1989, als ich mit meinem langjährigen Freund und einer noch nicht so langjährigen Freundin den „Giro D‘ Italia“ machte. Zeit hatten wir genug, und jeder hatte so seine speziellen Wünsche was er gerne machen bzw. sehen wollte. Organisiert war das Unternehmen so, dass meine Freundin im Zelt schlafen sollte, mit dem Gepäck,  und mein Freund und ich im Auto. Das hatten wir auf vielen Touren kreuz und quer durch Europa schon ausgetestet, und wir waren entsprechend eingerichtet. So waren wir am mobilsten und für jede Ecke Italiens ausgerüstet. Und natürlich waren wir mit der wichtigsten Literatur aller Camper bewaffnet, dem ADAC Campingführer Süd Europa. Wie ich schon sagte, hatte ein Jeder von uns so seine Wünsche und Vorstellungen von der Reise. Mein Wunsch war ausschließlich meinen römischen Freund zu treffen. Dieser ist Geologe und immer unterwegs in Italien. Am wenigsten in Rom anzutreffen. Da hatte ich ihn schon einige Male schmerzlich vermisst.Unsere Reise ging los, indem wir mit einer Übernachtung bei unserer Freundin diese in der Nähe von Stuttgart einsammelten. Zuerst fuhren wir  Richtung Lichtenstein, das wir alle uns unbedingt mal ansehen wollten und weil es auf der Strecke lag zum Verzascatal. Dort lag nämlich der erste Wunsch unserer Freundin. Im Verzascatal lebt eine Schriftstellerin, deren Buch sie gerade gelesen hatte, und die in diesem Buch die Landschaft ihres Lebensraumes wohl so toll beschrieben hat, dass die Sehnsucht, diese Landschaft zu sehen, sehr groß bei ihr war. Wir haben es denn auch gefunden. Ganz versteckt in den Bergen um den Lago Maggiore,  und ich muss zugeben, so etwas Schönes an Landschaft, Bauwerken und Natur habe ich auch noch nie gesehen. Leider ist es schon ziemlich „tourimäßig“ und man muss das Auto vor dem Tal, eher eine Schlucht, stehen lassen und zu Fuß hineingehen. Aber es hat sich gelohnt und wir waren nachher auch ziemlich sicher, das Haus der berühmten Schriftstellerin ausgemacht und gefunden zu haben. Leider war keine Menschenseele zu sehen, die uns das hätte bestätigen können. Ein Gespräch mit der Schriftstellerin wäre nun das Tüpfelchen auf dem i gewesen, aber wir hatten alle keinen Mut, einfach an die Tür zu klopfen. Wir hatten es aber wenigstens gesehen. Und das Tal war die Fahrt sowieso schon wert gewesen. Dieses Tal Verzasca wird auch das Aqua verde genannt und scheint so auch im Sprachgebrauch üblich zu sein. Unsere Reise führte uns dann an Milano vorbei nach Montoggio, einem kleinen Bergdorf kurz vor Genua wo wir einen Campingplatz mit Hühnern hatten. Es war in den Bergen recht kalt in der Nacht und Regen bekamen wir auch. Aber zum Zeltabbau am nächsten Morgen war alles wieder trocken. Nun kam die Cinque Terre dran. Wir haben sogar einen Weg gefunden, bis in den Ort Vernazza hinunterzufahren, aber das Verkehrschaos der Italiener hielt uns davon ab. Also haben wir das Auto etwas höher am Berg geparkt und sind mit den Füßen in den Ort gegangen. Dort haben wir uns erst mal eine Erfrischung gegönnt auf einer wunderschönen Aussichtsterrasse am Meer. Und die tolle Aussicht bestand nicht nur aus Meer, sondern auch auf die ins Meer führende Abwasserleitung des Ortes. Weiter will ich jetzt nicht auf die Cinque Terre eingehen. Wen’s interessiert, der kann ja fragen. Aber falls Du dort mal vorbeikommst, pass auf das Du sie überhaupt findest. Man ist furchtbar schnell vorbeigefahren.Unser nächster Übernachtungscamping war dann in Sarzana (La Spezia) –  wir nannten ihn Autobahncamping, da wir die ganze Nacht gedacht hatten, die Autos fahren direkt durch unser Zelt. Auch diesen Camping hatten wir im September fast für uns alleine, und zum Glück waren wir gut mit Vorräten ausgerüstet, denn il ristorante und der alimentari waren schon auf Winter eingestellt und geschlossen.Weiter führte unsere Reise uns über La Spezia nach Colonata. Das  ist das Dorf am Ende der Welt, mitten in den Steinbrüchen von Carrara. Es geht dort nur hin und wieder zurück. Dort ist die Zeit stehen geblieben. In Colonata war ich jetzt auch schon einige Male mit den unterschiedlichsten Menschen und den unterschiedlichsten Geschichten. Aber hin muss ich immer wieder, um etwas aus Marmor zu kaufen. Und natürlich kauften wir wieder und bedauerten zum 180. Mal, dass wir das Auto nie leer haben, wenn wir dort sind.Weiter ging unsere Fahrt nach Lucca. Ich weiß noch genau, dass es uns an dem Morgen allen nicht so gut ging und wir dankbar über die kleine Brise auf dem Torre Guinigi waren. Na ja, der vino. Unser Übernachtungscamping war dann der Stadtcamping von Siena. Dort bekamen alle Zelte eine kleine Hausnummer und am nächsten Tag hatten wir ein witziges Erlebnis mit Rom. Wir wollten ja nun Siena besichtigen und fuhren drauf los. Leider wollte es uns nicht gelingen in die Stadt zu finden. Immer wieder fuhren wir nur drum herum und mussten dauernd drehen, weil wir schon wieder auf die Wälder und Berge zufuhren. Ein Bauer am Wegesrand war dann endlich mein Ziel, um nach dem Weg zu fragen. Ich fragte also „Dov’è il centro“ und meinte natürlich das Zentrum von Siena. Der Bauer schaute uns an, fuchtelte wild mit den Armen und brüllte über die Straße „Il centro??? Il centro è Roma“ Na ja, nach diesem Scherz hat er uns dann aber doch den Weg gewiesen und wir konnten Siena bestaunen.Und dann kam unser nächstes Ziel: der Lago Bracciano und natürlich der Camping Parco del Lago. Von hier aus telefonierten wir nun erst mal mit Rom, um natürlich zu erfahren, dass mein Freund nicht da war. Wo er war,  konnte der Vater nicht sagen, aber er wusste,  wann der Sohn wieder anruft. Also haben wir uns endlich die Zeit genommen, ein wenig zu relaxen, einzukaufen, auszuschlafen, Knöpfe anzunähen,  ein wenig in der Sonne und im Lago zu baden und alles zu tun,  wofür wir uns in den letzten Tagen die Zeit nicht genommen hatten.Wir bekamen dann die Information,  dass mein Freund in Melfi war. Also nichts wie hin, wo immer das auch ist. Und damit gerieten wir nach Lucania, in die Basilikata. Eine faszinierende Landschaft wie der Mond und daher auch der Name. Und von dort kommt auch der Amaro Lucano den wir natürlich dort kennenlernten. Und meinen Freund trafen wir dann auch endlich. Nun waren wir also an den Laghi Montichii . Dieser Doppelkrater des Eruptivkegels des Monte Vulture. Der Campingplatz war schon total geschlossen, hat uns freundlicherweise aber doch aufgenommen. Aber hier gab es dann gar nichts mehr. Noch nicht einmal ausreichend Wasser zum duschen. Und saubergemacht wurden die sanitären Einrichtungen wohl auch nur im Frühling und in der Saison. Aber wir konnten uns hier wirklich ausbreiten und hatten sogar Elektrizität für unser abendliches Palaver in italienisch , deutsch und englisch. Dazu bellten alle Hunde der Umgebung und es war irgendwie schaurig. Mein Freund hatte einen Bungalow gemietet und konnte es sich einrichten mit uns zusammenzubleiben. Bzw. wir fuhren eben mit Ihm mit oder hinterher. Und da wir mit einem Geologen unterwegs waren, fuhren wir kreuz und quer durchs Land. Wir sahen fruchtbare Olivenhaine und Weinberge, ebenso wie Schotterhalden und unbewachsene Hügel.  Die Basilikata muss das Tomatenland Italiens sein, denn die autostrada war rot von verlorenen Tomaten und die Lastwagen fuhren fast im Konvoi Richtung Norden. Im Basento-Tal besuchten wir die Ortschaft Ferrandina die 1490 von Friedrich von Aragon gegründet worden war. Aufgrund von Methangasvorkommen hielt die Industrie im Basento-Tal Einzug und verarbeitet  Wolle und Baumwolle. Von hier sind wir dann erst mal nach Metaponto Lido gefahren und haben ein erfrischendes Bad im Ionischen Meer genommen. Riesige, fast menschenleere Strände – aber es ist ja auch September und für die Italiener schon Winter. Metaponto war eine der bedeutendsten Städte Groß-Griechenlands und so haben wir uns erst mal die Überreste der bedeutenden Tempel angesehen, bevor wir uns auf einem Melonenfeld bedienten und weiterfuhren nach Matera. Diese Stadt liegt am oberen Rand einer hohen Felswand, deren Höhlen bereits im vorgeschichtlichen Zeitalter bewohnt waren. An den Hängen, der in die Tuffsteinmassen des Sasso Barisano und des Sasso Caveoso tief eingeschnittenen Tälern, scharen sich ampitheatralisch die „Sassi“ genannten alten Häuser der Unterstadt. Es ist kaum zu glauben dass es so was gibt. Vor der Einfahrt in die Stadt wurden wir von einer Horde großer und kleiner Jungen aufgehalten. Die hatten ein ausländisches Auto gesehen und wollten uns nun abzocken. Als sie aber einen Italiener am Lenkrad vorfanden, wurden sie sofort freundlicher. Wir spielten ihr Spiel mit und nahmen uns den Kleinsten als Führer. Damit hatten wir nun einen Führer, der von uns geführt wurde, den wir ständig auf seine offenen Schnürsenkel aufmerksam machen mussten und der nichts, aber auch gar nichts wusste.  Das störte uns aber nicht weiter, denn wir hatten ja unseren Geologen, der sich bestens auskannte. Viel Spaß hatten wir mit dem pfiffigen kleinen Kerl und er hat am Ende reichlich Trinkgeld von uns bekommen. Matera und seine Sassi sind mindestens so interessant wie Rom, nur nicht so berühmt aber bestimmt auch so alt und hier nicht weiter zu beschreiben, wenn man die Bilder nicht kennt. An diesem Abend hatten wir uns ein Abendessen in einem Lokal verdient und waren im Ristorante Vecchio Lune in Sarnelli (Pz) wo wir aßen, was il patrone uns vorschlug, denn was anderes gab es sowieso nicht in der Küche. Wie gesagt September. Nach einer weiteren Nacht auf unserem berauschenden Campingplatz, meine Freundin war schon in den Bungalow umgezogen, und einem Tag Rundreisen durch die  Lucania sind wir dann zum Lago Pertusillo im oberen Agri-Tal gefahren, wo wir unbedingt den berühmten Sonnenuntergang sehen sollten. Aber irgendwie haben wir uns so an der fantastischen Landschaft festgehalten, eine alte Burg bestiegen und uns an den wild wachsenden Kräutern berauscht, dass wir den Sonnenuntergang nicht mehr geschafft haben und gleich weitergefahren sind nach Paestum. Der Name des Ortes wird entgegen allem italienischen mit ä ausgesprochen da er griechischen Ursprungs ist. Dort fanden wir tatsächlich einen Campingplatz, der noch belebt war und auf dem gerade ein Reisebus mit Schlafkojen eintraf, der eine Horde von deutschen Senioren durch die süditalienische Landschaft schaukelte.. In Paestum erschlägt einen der Strand und das Meer, und wäre es nicht soooo weit weg von Norddeutschland,  würde ich meine Urlaube nur noch dort verbringen. Aber Paestum hat auch seine Antike. Die im südlichen Teil von Kampanien in einer Ebene nahe dem Tyrrhenischen Meer gelegene Ruinenstätte von Paestum ist mit ihren Tempelruinen und Nekropolen der großartigste Rest griechischer Baukunst auf dem italienischen Festland. Die Ruinen hatten das „Glück“ Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte lang unter grünem Dschungel versteckt zu sein und sind deshalb keinen räuberischen Horden aufgefallen. Beim Bau einer neuen Straße entlang der Küste sind sie entdeckt worden, und diese Straße geht heute mitten durch das Gelände hindurch. Wieder einer der Schätze Italiens, aber das Geld bleibt in Rom. Am nächsten Tag genossen wir den Strand unseres Camping, denn mein Freund hatte Geschäfte zu erledigen. Es ist schon ein komisches Gefühl, an einem riesigen Strand ganz alleine zu liegen. Man hat überhaupt keinen Anhaltspunkt oder Orientierung und versucht nur geradeaus zu laufen. Von hier begann dann am nächsten Tag unsere Rückreise. Entlang am Golfo di Salerno einer der schönsten Küsten Italiens der costa amalfitana und mit einem Besuchsabstecher in Ceccano (Fr) bei unseren Freunden, fuhren wir zu unserem Lago Bracciano zurück. Am nächsten Tag machten wir noch einen Ausflug zur Villa d’Este inTivoli.  Dieses Meisterwerk der hydraulischen Ingenieurskunst fasziniert mich immer wieder, und immer wieder kann ich Tage in dem tollen Garten verbringen und vergessen, dass ganz in der Nähe die große, heiße, schmutzige Stadt Rom ist. Zur Villa D’Este gibt’s auch noch eine andere Geschichte aus einem anderen Jahr, die hier in diesen Reisebereicht aber nicht hineingehört. Wir kommen langsam zum Schluss der Reise, und nun wird uns die Zeit, die wir in der Basilikata vertrödelt haben, knapp. Die Rückreise muss nun etwas kürzer und schneller ausfallen. Über die Autobahn fahren wir nach Lana bei Meran. Dort fanden wir unsere nächste Übernachtungsstation auf einem kleinen Camping mit Quittenbäumen. Gut besucht und belebt mit allen Senioren aus Deutschland und den Niederlanden, die in Wohnmobilen oder Wohnwagen sich nun aufmachten, Italien zu besuchen. Nachdem wir am nächsten Morgen noch ein Bad im campingplatzeigenen Swimmingpool gemacht haben, sind wir nach Meran gefahren und haben uns umgesehen. Eigentlich wollten wir auch unsere letzten Lire ausgeben, aber die sind wir dann an die „Straßenräuber“ am Timmelsjoch losgeworden.Wir haben  meine Freundin bei Stuttgart nach einer Übernachtung wieder zurückgelassen. Als wir endlich zu Hause waren, hatten wir etwas mehr als 5.000 km gefahren. Meine Freundin war schwanger und wir haben sie erst zu ihrer Hochzeit mit meinem römischen Freund wiedergesehen. Heute lebt sie mit 2 Kindern in Ringiano (Flaminia),  nördlich Roms. Wir haben sie dort schon öfters besucht,  wenn wir wieder mal Halt machten am schönsten Sonnenuntergangsplatz der Welt.

Nicoletta erzählt

von Nicoletta    © all rights reserved

Meine Liebe zu Italien hat vor langer langer Zeit angefangen . Um genau zu sein vor 23 Jahren ! Wie alt ich bin? : – ) 23 Jahre. Ich habe einen wunderbaren „Nonno“ gehabt, der aus Italien kam. Ich war genau 4 Monate alt , konnte nicht laufen , aber ging schon auf eine lange Reise. Mein Gott, wenn ich zurück blicke, wie umständlich es damals noch war und wie viele Stunden man in Kauf nehmen musste, bis wir endlich am Ziel waren. WO ? Ein wunderbares typisches italienisches, kleines verschlafendes Nest, das sich Oderzo nennt in der Region Treviso /Venezia. Für mich der schönste Ort auf Erden 🙂 

Jedes Jahr bin ich mit der gesamten Familia ‚runter gefahren, um die Familie da unten zu besuchen. In all den Jahren ist meine Ungeduld nie verflogen bis ENDLICH der Grenzübergang zu Italien kam. Wir haben Rast gemacht, und ich hab einen tiefen Luftzug gemacht und damals schon zu meiner Mutter gesagt “ Mom, wir sind zuhause „. Was war und immer noch ist , was den Zauber an Italien hält, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß, dass ich da hingehöre , ich fühle so viele Emotionen in mir , ich bin ein ganz anderer Mensch , so eine unendliche Liebe zu dem Land zu den Leuten. Der Tag der Abreise war grauenhaft. Diesen Tag habe ich schon als Kind dafür genutzt, mich von allem zu verabschieden . Ich habe mich dann immer auf die Weinfelder gesetzt und in die Ferne geschaut und Jahr für Jahr ein leises Versprechen abgegeben. Mein Großvater hat mich viele Dinge im Leben gelehrt und eins davon ist, Versprechen zu halten. Vor 6 Jahren in den Sommerferien , auf grund meiner Lehre konnte ich nicht nach Italien. Das erste Jahr überhaupt, in dem ich nicht in meine Heimat konnte. Es war für mich schlimm, meiner Familie nur Grüße mitgeben zu können. Danach kamen meine zwei Kinder, private Probleme, die mich immer wieder dran hinderten, das was mir am liebsten war nicht wiedersehen zu dürfen. Aber auch wenn 6 Jahre ins Land gingen , hat sich nichts an meiner Liebe geändert und auch mein Versprechen hab‘ ich nie vergessen. 

Einem guten, neu dazu gewonnenen Freund erzählte ich oft von meinen glücklichsten Zeiten. Und als es mir so richtig schlecht ging , nahm er mich in den Arm und sagte: “ Ich hab da was , was wohl das einzigste ist was Dich wieder zum Lachen bringt „. Ich und die Kinder sollten die Koffer packen für eine Woche , ich wusste, dass es sein Ernst ist und machte es . Am Tag der Abreise nahm er mich wieder in den Arm und sagte “ He Du kleine Italienerin , bist Du bereit nach Hause zu fahren „? Mehr an Worten war nicht nötig , ich wusste was gemeint war 🙂 Nach so langer Zeit wieder in meine Heimat zu kommen . Das war das schönste Gefühl seid langem. Und wie früher als Kind war ich nervös und konnte es nicht abwarten. Als ob mein Freund es gewusst hätte, fuhr er in einem durch ohne müde zu werden. Und ich war so glücklich, meinen Kindern endlich mein Glück zeigen zu dürfen. Mein Ältester war gerade einen Tag aus Italien zurück, da er fuhr mit meiner Mutter 4 Wochen runter. Und als er erfuhr, dass es wieder nach Italien zu Nonna geht, die die Sommermonate unten verbrachte, freute er sich riesig. Und mein Ritual habe ich auch nicht verlernt, nur das es diesmal mein Freund war und nicht meine Mom, die sich anhören musste, dass ich wieder zu Hause bin. Das Stück bis nach Hause zog sich dann und irgendwann kam mir alles vertraut vor. 

Als ob alles auf mich gewartet hätte – es hatte sich nicht verändert. Wir fuhren durch unsere Stadt und wieder raus auf die Felder, wo wir wohnten und dann waren wir auch schon auf der Via Calstorta. Ich hätte alles und jeden begrüßen können . Meine Nonna wusste natürlich von nichts und es war für sie und den Rest der Familie eine große Überraschung. Die Woche war natürlich zu kurz, aber ich hab alles in mich aufgesogen, um alles noch sehr lange frisch zu behalten. In der Woche mich lernte mein Freund ganz anders kennen . Er meinte, dass er sich über mein Verhalten und meine Art nicht mehr wundert, denn er hat gemerkt, dass ich doch ganz und gar mit meiner Art typisch Italienisch bin. Na ein besseres Kompliment hab ich noch nie bekommen :-)) Der Tag der Abfahrt war wie immer ganz ganz schlimm und ich bat ihn auch, mir meine Zeit zu lassen. Wie gern hätte ich gesagt “ Fahr alleine zurück , mich bekommt hier keiner mehr weg.“ Aber es gibt hier noch Verpflichtungen und die mussten noch erledigt werden. Die Luft zum Atmen blieb mir weg , als wir immer näher an die Grenze kamen. Mein Freund meinte “ He, du tust so, als sei es das letzte Mal. “ , bestimmt wird es nicht das letzte Mal sein, aber es dauert so lange bis ich wieder da sein darf. Wieder zuhause, und die Probleme kamen mir nicht mehr so schwer vor. Im Gegenteil, da war noch mein Versprechen. In den Jahren war es etwas verstaubt , eher so als sei es nur ein Traum .Aber nach diesem Erlebnis weiß ich, dass ich mir nie mehr etwas von tieferem Herzen erfüllen werde, als mein Versprechen. Oh je, mein Italienisch ist eingerostet,so dass ich jetzt in einem Kurs versuche es zu polieren. Ich hab hier noch paar Sachen (2-3 Jahren) zu erledigen, und wenn das getan ist , pack ich noch einmal meine Koffer und fahr mit meinen Kinder nach Italien in die Heimat. Aber dann gibt es keine Rückfahrt und kein Trauern um die Zeit, die man nicht da ist, wo man sich wirklich zuhause fühlt. Dann bin ich zuhause für immer und dann ist mein Glück perfekt :-)))))))))))
Sorry für den Roman und einen dicken Gruß an alle die jetzt in Italien sind , bald fahren wollen oder auf irgendeiner Weise damit zu tun haben :-))) Ciao Eure Nicoletta :-)))

So und nicht anders

von Thomas Hauschild © all rights reserved

Die Wölfin glüht. Rom in der Mittagsstunde. Weiße Wölkchen ziehen am Himmel und eine gelbe Sonne lädt die Stadt mit Hitze auf wie eine Backkartoffel. Das Pflaster ist heiß, in den Ohren rauscht der Verkehr, Hupen und Rufe zerschneiden die Luft. Zuhause wäre das eine Tortur, hier an unserem letzten Tag in Rom klingt es wie das Lebenslied dieser vitalen Stadt. Noch zwei Stunden bis unser Zug den Bahnhof Termini Richtung Deutschland verlassen wird.
Laura hat Hunger. Und ich habe Hunger. Eben haben wir unsere Koffer eingeschlossen und die letzten Lire gezählt. Es müsste gerade noch für ein kleines Essen reichen. Wir suchen in den Seitenstraßen nach einer Trattoria. Laura in ihrem gelben Sommerfähnchen legt Tempo vor, sie hasst es, in Eile zu essen. Sie ist mir einen halben Schritt voraus. So habe ich Gelegenheit, ihr phantastisches Hinterteil in Bewegung zu bewundern und ihre perfekten Beine. 

Die Trattoria, für die Laura sich entscheidet, liegt im Souterrain, fünf Stufen unter Straßenniveau. Angenehm kühl muss es dort sein. Aber Laura bremst. In einem Glaskasten hängt die Speisekarte. Sie öffnet ihre Handtasche. Scheine und Münzen darin, alles, was wir noch an Lire haben. Wir rechnen. 
Es wird ziemlich genau für zweimal Spaghetti, einen kleinen Salat und ein Glas Wein für jeden reichen. Laura lacht, schiebt die Sonnenbrille hoch ins Goldhaar und geht hinein. Sie ist stets positiv, hat immer gute Laune, und hatte sie auch noch, als gestern plötzlich unsere Scheckkarte und das Handy weg waren. Sie sonnte sich, während ich schwitzend in einer Telefonzelle hing, um die Karte sperren zu lassen. Wenn man sie fragen würde, ob es in ihrem Leben irgendwann mal ein Unglück gegeben habe, sie wüßte wahrscheinlich nichts zu sagen. Nur wenige Tische in der Trattoria, eine beleuchtete Theke mit kalten Vorspeisen. An der Decke ein riesiger Ventilator. 
Ein ziemlich kleiner Laden, genau das richtige. Wir klemmen uns hinter einen kleinen Tisch an der weißgetünchten Wand, von wo aus wir das Lokal mühelos überblicken können. Menschen beobachten und über sie herziehen, ist unsere Leibspeise. 
Ihnen raunend Dialoge in den Mund zu legen, sie mit absurden Reden zu synchronisieren, das macht Spaß. Laura liebt schräge erotische Dialoge. „Darling, lass uns doch hier gleich auf dem Tisch, wir vergessen die anderen Leute einfach…“
Am Nachbartisch ein Paar in reifem Alter, teuer angezogen, sie mit viel Gold um den Hals und die Handgelenke. Er in einem hellen Anzug, der federleicht aussieht. Seine großen Hände sind dicht und grau behaart wie ein waldiger Bergrücken. Die beiden reden gedämpft, lachen vertraut. 
Zwei Männer in Hemdsärmeln betreten das Lokal und steuern auf einen Tisch zu. Alle im Raum außer uns sind Italiener. Das ist gut und lässt auf ordentliches Essen hoffen. Kein Touristenfraß. Das reife Paar ordert Antipasti aus der Theke und eine Flasche Weißwein. Bei einem roten Mund mit schneeweißen Zähnen bestellt Laura mit Seitenblick auf die Lirascheine auf dem Tisch, die wir mit den letzten Münzen beschwert haben, für uns das Essen. Der Mund lacht, weil die gescheiten Augen, die dazu gehören, mit einem Blick erfasst haben, dass wir sehr genau kalkulieren müssen. Zweimal Spaghetti vongole, Insalata mista und zwei Gläser vino bianco. Per favore, natürlich. 600 Lire Trinkgeld sind jetzt noch übrig. 
Laura kann ganz gut Italienisch. Drei Intensivkurse in Venedig. Weder ein gewisser Franco noch ein schokoladenäugiger Andrea haben sie völlig vom Vokabeln-Lernen abhalten können. Danach kam ich… Es ist mit manchmal peinlich, wie unverhohlen neugierig Laura Leute anstarren kann. Wenn die italienischen Männer sie dann bereitwillig anlachen, gießt es jedes Mal wie ein Eimerchen Eifersucht über mich. Das reife Paar scheint Lauras aufdringliches Interesse nicht zu bemerken, die beiden Männer sind bei der Suppe und kümmern sich nicht um uns.
Der rote Mund, der mit gleichfarbigen klackernden Stöckelschuhen korrespondiert, bringt den Wein. Wir nehmen winzig kleine Schlucke. Wir müssen haushalten. Ich bemühe mich, mein Glas aus Lauras Reichweite zu manövrieren. Sie neigt zu Übergriffen, wenn ihres leer ist. Die Spaghetti sind ausgezeichnet, genau die richtige Schärfe, der kleine Salat eben ziemlich klein. 
Am Nebentisch rücken sie Stühle. Der leichte Anzug reicht dem Goldschmuck den Arm. Das Paar geht, lässt einen großen Schein auf dem Tisch zurück. Ich nehme noch kurz einen üppigen Haarknoten unter dem Hut der Dame wahr, kurz gleißendes Licht in der offenen Tür und dann die Rückkehr der Dämmerung in den Raum. Laura hat derweil mein sorgsam gehütetes Restchen Wein ausgetrunken und lächelt verantwortungslos. Ich verberge, dass ich ärgerlich darüber bin. Doch kann man gegen diese blauen Sternenaugen an? Noch 25 Minuten bis Termini. 
Laura hat einen Schuh ausgezogen und fädelt sich mit ihrer aufregend weichen Fußsohle in meinem Hosenbein empor. Noch Zeit, noch Muße. Jetzt noch ein Glas! Noch nur noch ein einziges kühles Gläschen zum Abschied von der ewigen Stadt Rom! Das wäre was.
Unser Blick fällt gleichzeitig auf die Weinflasche am Nachbartisch. Eine grüne Flasche mit goldenem Etikett und jeder Menge glitzernder Kondenströpfchen darauf. 
Es fehlt vielleicht ein Glas daraus, mehr nicht. Das Paar trank Wasser.
Bei der Hitze ziemlich vernünftig.
Ich bräuchte eigentlich nicht mehr zu tun, als den Arm langzumachen. Aber dürfen wir uns als kulturlose Tedeschi entlarven, die sich Übergriffe auf Weinflaschen erlauben, die andere bezahlt haben? Was soll die Bedienung, was sollen die beiden Männer da drüben von uns denken? Wir sind auch ohne Diplomatenpaß irgendwie Botschafter Deutschlands. 
Ein bezeichnender Seitenblick von Laura. Sie ist im Bilde und sie will Wein. So frech Laura sein kann, solche Manöver sind wie selbstverständlich immer meine Angelegenheit. Sie setzt dazu nur die passende Unschuldsmiene auf. 
Es ist mir aber peinlich, zische ich. Ein geringschätziger Blick von ihr und ein aufmunternder Tritt. Sie hat ihren Schuh wieder an.
Gerade beugen sich die beiden Männer drüben über etwas, das wie eine Karte aussieht, eine Art Architektenplan, der offenbar ihre ganze Aufmerksamkeit fesselt. 
Da steht sie, verlockend wie ein blondes Weib, die Flasche mit den glitzernden Tauperlen. Die Männer sind immer noch beschäftigt. 
Wer will wissen, wieviel Wein noch in der Flasche übrig war! Wahrscheinlich wird er in der Küche sowieso weggeschüttet. 
Jetzt oder nie!
Ich erhebe mich halb von Stuhl, strecke den Arm aus, meine Hand schließt sich um den Hals der Flasche. Ich weiß, alles wird gutgehen. Laura kichert. 
In diesem Augenblick drehen sich die Köpfe der beiden Männer, wie an einem Draht gezogen herum und zwei Paar braune Augen nageln meine Finger an der Flasche fest. Ich erstarre und merke wie mir die Röte warm den Hals heraufkriecht. Oh, wie peinlich. Ertappt!
Doch jetzt ist es gleich. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Ich gieße ein und stelle die Flasche zurück auf den Nachbartisch. Wir beiden kulturlosen Tedeschi nippen an unseren Gläsern und vermeiden mit blutrot übergossenen Gesichtern, noch einmal hinüberzublicken.
Laura zischt: „Oh, Scheiße.“
Mir ist der Genuß so ziemlich vergangen. Ich schmecke nicht das geringste. Im Glas könnte genausogut Spülwasser sein. 
Plötzlich hören wir Stühlerücken. Einer der beiden Männer in einem kragenlosen weißen Hemd tritt an den Nachbartisch, ergreift die Flasche, gießt sich und dem anderen ein und stellt die Flasche zurück. Dann heben beide ihr Glas. Sie lachen uns zu und rufen freundlich „salute“, Prost. Ganz wie von selbst und völlig überrascht heben auch wir unsere Gläser: „Salute!“
Ein wirklich guter Wein! Fruchtig und trocken. Ein Hochgenuß!
Wenig später sitzen wir im Zug und streiten uns. 
Ich bin natürlich der Meinung, die beiden Männer hätten genau wie wir die günstige Gelegenheit auf ein kostenloses Glas Wein genutzt. Sie brauchten nur jemand, der es ihnen vormacht.
Laura behauptet, sie kenne die Italiener besser: Den Männern war es natürlich nicht um das Glas Wein zu tun, sagt sie, du mußt wissen, in Italien hat man noch einen Begriff von Ehre. Sie haben uns auf diese überaus taktvolle Weise das verlorene Gesicht wiedergegeben.

So war es, du tölpelhafter Germane, und nicht anders!

Hochzeitsreise mit Hindernissen

von Brigitte Adler   © all rights reserved

So hatten wir uns unsere Sizilienreise nicht vorgestellt; schon gar nicht anlässlich unserer bevorstehenden Silberhochzeit am Ende des Jahres 1998… 
Ein Grippevirus raffte uns gleich am zweiten Tage dahin, d. h. mich zuerst, meinen Mann später. Nachdem ich während unseres „Hochzeitsessens“ einen Kreislaufkollaps erlitt, setzte eine Bronchitis ein, die sich gewaschen hatte und mich mit Fieber für die nächsten zwei Tage ziemlich lahm legte. Mein Mann folgte diesen Virusspuren treuergeben und erlag bald darauf denselben Symptomen. 
Dabei hatten wir uns alles so schön vorgestellt. Zumal ich keinerlei Ahnung hatte, dass mich schon bald der Charme der Sizilianer und die Aussicht auf das Meer und die wundervolle Fauna des Landes betören würden. 
Nichtsdestotrotz liebten wir es, die Gässchen von Taormina zu erkunden, mit ihren überall vorhandenen zauberhaften Orangenbäumen und blühenden Sträuchern. Als ich am ersten Morgen aus unserem Hotelzimmer schaute, konnte ich es kaum glauben – das Meer lag direkt unter uns. Da sich unser Hotel auf einem Fels befand, schauten wir über Baumwipfel hinweg direkt auf das Ionische Meer. Ein phantastisches Bild! Häuser und Hotels schmiegten sich wie Nester an den Fels und muteten in ihrer Bauweise schon eher arabisch an.
Stundenlang konnte ich in einem gemütlichen Sessel am Fenster sitzen und das sich, bedingt durch das wechselhafte Wetter, ständig ändernde Bild in mich aufnehmen. 
Am Frühstückstisch begrüßte uns der Ätna, d. h. natürlich, wir konnten ihn durch ein prächtiges Panoramafenster beobachten. Er verhielt sich zum Glück ruhig. An einem Abend stellten wir fest, dass kleine Mengen Lavastaub durch die Luft flogen; andauernd hatte man etwas im Auge, und alle glatten Flächen und auch Autos waren mit einer feinen schwarzen Staubschicht überzogen. 
Ein wundervolles Erlebnis war das Teatro Greco. Gerade an einem schönen, sonnigen Vormittag sollte man ihm einen Besuch abstatten und sich auf den Stufen des griechisch-römischen Amphitheaters niederlassen, um beim atemberaubenden Anblick der alten Gemäuer die Vergangenheit Revue passieren zu lassen. Man wird Herrn Goethe zustimmen, der in Begeisterung ausbrach, als ihn im Jahre 1787 seine Italienreise hier Station machen ließ. Es müsste wundervoll sein, mit seinem Kummer und seinen Sorgen jederzeit hierher kommen zu dürfen. In dem Bewusstsein, was sich auf diesem ehrfurchtsvollen Boden zugetragen hat, würden doch wohl die eigenen Sorgen schrumpfen, da man sich, angesichts der historischen Ereignisse, nicht mehr so wichtig nähme. 
Ein Abenteuer besonderer Art ist es, auf Sizilien mit dem Auto zu fahren. Da uns ein Leihwagen zur Verfügung stand, frönten wir dieser unserer Abenteuerlust und nahmen auf jene Weise Tuchfühlung mit dem Ätna. An der Ostküste entlang näherten wir uns diesem feuerspeienden Ungeheuer und durchfuhren dabei Städte wie Riposto, Giarre und Giardini-Naxos. Schnell hatten wir unseren Fahrstil dem der Sizilianer angepasst und huschten förmlich durch die verkehrsreichen Straßen nach dem Motto: „Wer zuerst kommt, malt zuerst!“ Allerdings scheint diese Art der Verkehrs……. erstaunlich gut zu funktionieren. 
Betörend fand ich die Orangenbäume, die überall am Straßenrand zu finden waren. Voll mit den schönsten Früchten geben sie ein wahrlich paradiesisches Bild. Und dann die Plantagen mit den Zitronenbäumen… einfach himmlisch! 
Immer wieder erstaunt mich die Fauna Siziliens. Um die Weihnachtszeit, wenn bei uns zu Hause alles kahl ist, grünt und blüht es hier, und der strahlendblaue Himmel wetteifert mit dem Türkis des Meeres. 
Kleine, wilde Kätzchen begegnen einem im nahegelegenen giardino und schnurren mir werbend um die Beine, so daß ich versucht bin, meinen Fotoapparat nicht nur für landschaftliche Aufnahmen einzusetzen. 
Die Sizilianer sind ein sehr freundliches und aufgeschlossenes Volk. Hilfsbereit und nicht minder geschäftstüchtig geben sie den Touristen das Gefühl, in ihrem Lande gut aufgehoben zu sein. Die sizilianische Küche ist in ihrer mediterranen Vielfalt und gesunden Art der Zubereitung äußerst ansprechend und doch wohl ein Aushängeschild für den gesamten „Stiefel“. Gerade die einfache Küche, die ursprüngliche, mundet köstlich, im Zusammenspiel mit einem quattro litro sizilianischen Wein weckt sie alle Sinne auf das angenehmste… 
Am Morgen unserer Abreise gab sich der Ätna noch einmal von seiner charmantesten Seite: Am glutroten Sonnenhimmel konnten wir auf seinem Gipfel Flammenzungen erkennen, die er uns zum Abschied aushauchte, und durch eine ihn ständig umgebende Rauchwolke schickte. 
Die Grippe hatte uns in unserer Beweglichkeit arg eingeschränkt; viele Pläne mussten erst einmal ad acta gelegt werden; vielleicht auch nur verschoben auf ein anderes Mal. Jedoch sind uns die Bilder, die wir mit fiebrigen Augen auffingen, daher noch einprägsamer gegenwärtig geworden, noch intensiver im Gedächtnis. Es wird nicht unsere letzte Reise nach Sizilien gewesen sein; zu vieles gibt es noch zu entdecken. 
Arrivederci Scicilia! Mi è piaciuto molto! 

KO-Tropfen

eingeschickt am 23. Januar 1999von Ingbert Bittel © all rights reserved

…Da sprach uns so ein junger Mann noch in der direkten Nähe des Bahnhofs an, bot uns an von seinem Wein zu trinken und lud uns dann zum Essen und Trinken ein. Inzwischen weiß ich, dass Fremde, die in einer fremden Stadt auf einen zukommen, meistens Misstrauen verdienen. Er zeigte uns einen schönen Brunnen in Rom und spendierte uns dann einen Drink, in den er Schlafmittel oder KO-Tropfen mischte. Nachdem wir die getrunken hatten, bekamen wir nicht mehr viel mit. Ich weiß nur noch, dass wir am nächsten Tag im Park unter ein paar Bäumen in der Nähe eines Brunnens aufwachten und einfach nicht so richtig wach werden konnten, bis Ewald, mein Freund, mir dann sagte, dass sein Geld weg ist. Erst dann wurden wir langsam wach und wuschen uns im Brunnen. Am nächsten Tag im Cafe (er hatte uns glücklicherweise nur einen Teil unseres Geldes beraubt) erzählte mir Ewald, was er noch so alles wusste von diesem Abend und ich schrieb das Lied (s.u.) . Ewald sah den jungen Mann sogar noch auf dem Klo, wie er irgendwas in zwei kleine Flaschen mixte, aber als er wieder herauskam, hatte ich die meine schon getrunken und er trank seine.

Hurra, wir leben noch


(Melodie von : Horch, was kommt von draußen rein …)1. Auf nach Rom zur ew’gen Stadt, Abenteuer nimmer satt, ||: Trampten wir – ach mit viel Wonn‘ – Und die Sonne wartet schon. :|| 2. Mittags kamen wir dann an. Auch der Papst stand auf dem Plan, ||: Als der Sandmann in der Nacht … Oh was dann war da gib acht: :|| 3. Statt der Mädchen kam ein Bub. Anfangs nett uns einilud. ||: Gab uns Essen und viel Tank, Erntet dafür unsern Dank.. :|| 4. Zum Ruh’n er führt uns in den Hain. Plötzlich schliefen wir dort ein. ||: Tief und fest und ganz allein, Wie er wollte trat es ein.. :|| 5. Mittagshitze uns erweckt, Gift uns noch im Blute steckt. ||: Uns’re Sachen sind verstreut, Hab und Gut hat der Dieb erbeut‘.. :|| 6. Schrecken steckt uns noch im Leib‘, Soll nun werden mit uns beid‘. ||: Ach was soll’s in aller Welt Gott erschuf doch nicht das Geld:|| Ingbert Bittel mit Ewald Seißler in Rom (5. Juni 1984)

nur 10 000 Lire

eingeschickt am 1. Januar 1999 von ©Otto Cramer

Rom im März. Ich war mit Netzkarte und Rucksack für 8 Tage in Italien unterwegs. In der Nähe des Forums passierte es. Als ich an einer relativ einsamen Stelle die Treppe herunterkam, wurde ich unten plötzlich von einer Rotte von etwa einem Dutzend Zigeunermädchen im Alter zwischen 10 und 12 Jahren umringt. Sie hielten Pappschilder vor sich hin und begannen ihren flehenden Bettelgesang. Ich beschleunigte meine Schritte, denn ich wusste genau: Die würden sich nicht mit einem 1000-Lire-Schein abspeisen lassen! Immer zudringlicher werdend hängten sich einige der Mädchen an mich. Vergebens mühte ich mich, sie abzuschütteln. Zum Glück kam mir in meiner Bedrängnis ein Andenkenverkäufer zur Hilfe und verscheuchte die Bande. Besorgt fragte er mich, ob alles in Ordnung sei. Ich tastete nach meiner Brieftasche: Gottlob, die war noch an ihrem Platz! Ich schien noch einmal glimpflich davon gekommen zu sein. Übrigens hatte der Überfall keine halbe Minute gedauert. Doch halt! Warum standen die Reißverschlüsse von Anorak und Innentasche auf einmal offen? Ich prüfte genauer: Es fehlte doch etwas: Das Etui mit der Netzkarte war weg! Che casino! Innerhalb von Sekunden hatten die zwei Reißverschlüsse überwunden und ich hatte nichts gemerkt! Die Brieftasche hatten sie nur deswegen nicht erwischt, weil sie zu sperrig gewesen war. Was nun? Ich ging erst mal zu einem Parkplatz mit Touristenbussen. Hier war ich wenigstens vorerst vor weiteren Attacken sicher. Da bemerkte ich, dass die Zigeunerblase mir in sicherem Abstand gefolgt war. Und nicht nur das: Eines der größeren Mädchen winkte mir zu kommen. Ich ging zur Gruppe hin, nahm mein Italienisch zusammen und fragte: “ Signorine, avete trovato qualcosa, vero?“ So war es. Jetzt ging es nur noch um den Finderlohn. Meine Trumpfkarte: Für die „Finderinnen“ war die auf meinen Namen ausgestellte Fahrkarte wertlos. Tatsächlich war ich er einzige „Käufer“, der für sie in Frage kam. Dennoch: „100 000 Lire!“ – „Siete completamente pazze!“ – Schließlich einigten wir uns auf 10 000 Lire. Sie holte das Etui mit der Karte unter ihrem schmuddeligen Pullover hervor und ich händigte ihr den Geldschein aus. Immerhin: 10 000 Lire für ein Lehrstück in Fingerfertigkeit und für diese Geschichte: Una vera offerta!
Aber es kommt noch dicker!:

Banken – schlimmer als Taschendiebe!

Im Mai des folgenden Jahres besuchte ich mit meiner Frau das schöne städtschen Asolo im Veneto. In einer Bank löste ich einen Euroscheck über 300 000 Lire ein. Ich staunte nicht schlecht, als mir an der Kasse nur 285 000 Lire ausbezahlt wurden. 15 000 Lire behielt die Bank als Spesen! Als ich zu Hause die Kontoauszüge kontrollierte, bekam ich den zweiten Schlag: Fremdgebühren der Scheckzentrale DM 5,50! Das Einwechseln eines lumpigen Schecks hatten die Banken als Gelegenheit genutzt, etwa 22 DM von mir zu erbeuten! Wer mitgerechnet un die Tarife der Diebesbande und der Bank verglichen hat, wird meiner Beweisführung zustimmen: Geldwechselnde Banken in Italien – und sicher nicht nur dort – sind für Touristen mindestens doppelt so teuer und gefährlich wie die „Ladri di Roma“! Deshalb: Es lebe der Euro!

Involtini di Melanzane


Auberginen werden geschält und in Scheiben geschnitten, in Mehl und verschlagenem Ei gewendet und in Öl angebraten.
Die Scheiben werden mit einer Mischung aus gehackter Petersilie, scharfen Paprikapulver und Knoblauch bestrichen. Darauf legt man ein fingerdickes Stück Parmesan, ein Tomatenachtel und ein Basilikumblatt. Das Ganze rollt man zusammen und legt die Rollen eng nebeneinander in eine flache Auflaufform. Auf jede Rolle kommt ein Stückchen Mozzarella. Nun kann man die Schale gleich für zehn Minuten im Ofen überbacken. So vorbereitet lässt es sich aber auch gut einfrieren, so dass man an einem anderen Tag eine schnelle Vorspeise zur Hand hat. – Guten Appetit!

Italia – amore mio

von Peter Petri  © all rights reserved, Grafiker und Texter,

Auf seiner Homepage über Pitigliano stellt er in aller Ausführlichkeit und aus jeder erdenklichen Perspektive, den Ort in Italien vor, in dem er jedes Jahr einige Zeit lebt und arbeitet.

Deutsche Geschichten über Italien gibt es viele, mehr als wir jemals werden lesen können, und meist steckt eine Sehnsucht dahinter. Italien ist das Land unserer teutonischen Träume. Vielleicht sollte ich mal von anderen Seiten Italiens schreiben. Keine Angst, es tauchen keine Mailänder Fabrikschornsteine auf aus dem Smog, auch die Mafia soll fehlen, genauso wie das politische Chaos (das uns doch irgendwie auch ein bisschen gefällt, geben wir es ruhig zu). Schauen wir lieber mal in den Alltag des Stiefels im Mittelmeer, dorthin, wo gerade die Zitronen nicht wachsen. Die Sehnsucht ist doch dann am schönsten, wenn sie sich nicht ganz erfüllt.

Schon als Knabe war ich das erste mal in Italien, es hatte vier Wochen nicht geregnet, und ich dachte noch viele Jahre, in Italien regnet es niemals. Oh, bitter habe ich mich getäuscht. In Italien regnet es statistisch gesehen mehr als in England. Gatti e Cani sozusagen. Und noch viele solcher Irrtümer sollten folgen. Sicher kennen Sie Sekundenkleber. Das ist das Zeug, das italienische Autofahrer an ihren vorderen Stoßstangen haben. Sie tippen Dich damit kurz an, Du merkst nicht mal was davon, und schon ziehst Du sie dutzende von Kilometern hinter Dir her. Dazu muss man wissen, dass der Sprit in Italien ziemlich was kostet. An Überholen denken sie erst dann, wenn der Reiz übergroß wird: Zwei dicke, durchgestrichene Striche müssen da schon sein, mehr als drei Zentimeter Seitenabstand gelten bei dem genussvollen Vorgang als unsportlich und überhaupt gilt beim Überholen: grundsätzlich nur bei Gegenverkehr in der Rechtskurve überholen. Dass dabei nichts passiert, gehört wohl in den Bereich moderner Wandersagen: Die Maus im Jumbocockpit, die Spinne in der Juccapalme und der unverwundbare Italiener in seinem Fiat. Na ja, es kann auch ein VW sein.

Italiener halten uns Deutsche nämlich für leicht beschränkt, was wir zugegebenermaßen ja auch sind, aber zweierlei wundert sie bei uns sehr: wir können tatsächlich Autos bauen und Fußballspielen. Und wir haben Derrik aufgebaut, die größte künstlerische Leistung, die das Fernsehen je hervorgebracht hat. Es ist allerdings auch eines der großen Wunder des Mediums Fernsehen, wie mediterran Derrik in italienisch synchronisierter Fassung auf einmal wirkt! Aber die Fernsehkunst Italiens hat auch was zu bieten: da schlawenzeln 20 süße Bikinimädchen um einen alternden Moderator am Studio-Pool herum, mehr Ton kommt von der Musikanlage und einer langen Reihe von Elektrospielautomaten. Dazu das Gequatsche. Autokrach. Italiener lieben Krach! Da! Platsch! Was ist passiert? Die 20 Bikinimädchen sind vor Millionen männlicher Rentneraugen in den Pool gehopst. Millionen Rentnerinnen werden eifersüchtig.

Die Jungs zwischen 14 und 20 reiten derweil ihre Zweiräder in mittelalterlichen Gassen aus. Sind sie einmal 20, werden sie dann ohne Grund furchtbar nett, eine Metamorphose, die ich nie verstanden habe, aber darüber hat sich auch schon Ovid vor 2000 Jahren gewundert, und der war schließlich Insider. Ab diesem Alter sind Italiens Männer echt klasse, machen Bella Figura, lieben ihre Frau und die Kinder, schaffen es, eine Geliebte zu halten und trotzdem zu den Essenszeiten brav zu hause anzutanzen. Und die Frauen schaffen es auch noch, das Essen zu kochen und einen Lover zu haben. Beim Essen sind die Italiener sowieso friedlich. Nichts ist ihnen heiliger. Da genießen sie. Sie genießen sogar das, was sie “Brot” nennen. Auch das ist mir völlig unverständlich, aber man muß es wohl einfach hinnehmen, wie vieles. Etwa, wenn ich in Rom 8 Meter vom ehrwürdigen Pantheon entfernt ein Glas Wein bestelle, das übliche 0,1 Liter- Bonsaiglas erwarte und ein typisch deutsches 0,5 Liter Bierglas (genau, das mit diesen dämlichen Noppen!) voll Wein kriege. Ein Glas ist ein Glas ist ein Glas, Cin Cin! Italiener haben nämlich einen ausgeprägten Sinn für Surrealismus. Ein Feinkosthändler, den ich kenne, hat zum Beispiel hat einen ausgestopften Wildschweinkopf über seiner Tür, aber mit Seemannsmütze und Pfeife, ungelogen!

Das bringt mich auf ein anderes Thema. Einmal im Jahr gibt es eine kritische Phase im Leben der sonst so friedlichen Italiener, jedenfalls der männlichen. Sie beginnt pünktlich an dem Tag, an dem die Jagdsaison eröffnet wird. Jeder findet zufällig irgendwo im Schrank eine Flinte und schon wird er zum Killer. Ich warne dringend jeden deutschen Wanderfreund, in dieser Zeit durch italienische Wälder zu streifen und biete demjenigen tausend Mark (der Rechtsweg ist ausgeschlossen), der in Italien schon mal ein Reh gesehen hat…

Zum Schluss noch die Sache mit dem Scontrino, dem Kassenzettel, den man bei jedem Kauf bekommt. Bekommt? Er wird einem ausgehändigt. Ausgehändigt? Eher aufgedrängt. Hinterhergetragen. Nachgeschickt. Fast schon aufs Auge gedrückt. Das hat aber auch einen Grund. Die Steuerpolizei will, dass man ihn unter allen Umständen aufbewahrt, bis man 200 Meter vom Laden entfernt ist. Es empfiehlt sich, zu diesem Zweck immer ein Maßband bei sich zu führen. Wird man innerhalb dieses Radius ohne Scontrino erwischt, wandert man sofort für Jahre in den Knast, “in galera”, wie es so schön altertümlich heißt. Eigentlich müssen die italienischen Gefängnisse voll sein mit Touristen. Während Du also gerade in Handschellen abgeführt wirst, amüsiert sich da ganz entspannt bei einem Aperitivo ein freundlicher Mensch, der soeben eine ganze Siedlung mit Zement minderer Qualität hochgezogen und damit ziemlich viele Millionen verdient hat. Ohne Scontrino würde sich dieser Herr nie erwischen lassen! Oh, jetzt wird’s politisch, jetzt höre ich lieber auf! 

Südtirol – ein Stück Deutschland in Italien?

von Wolfgang Pruscha  © all rights reserved
Auf seiner Homepage Reise nach Italien finden sich noch viele andere, interessante Aspekte deutsch-italienischen Zusammenlebens!

Der Fall des Sig. Baldon

Ich kenne einen Paduaner – um seine Privatsphäre zu schützen, nenne ich ihn Sig. Baldon -, der in Meran, in Südtirol ein zweites Haus hat. Er liebt alles, was deutsch ist (gelegentlich habe ich Mühe, seine grenzenlose und übertriebene Bewunderung für Deutschland und die Deutschen zu bremsen), er spricht einigermaßen gut Deutsch, aber jedes Mal, wenn er von einem Wochenende in seinem südtiroler Haus zurückkommt, ist er frustriert und beschwert sich: „Die da (er bezieht sich auf die deutschsprachigen Südtiroler) erinnern mich immer daran, dass ich Italiener bin!“ Er möchte sich deutschfreundlich zeigen, aber sie lassen ihn nicht. Für sie ist er Italiener und damit basta. Sie behandeln ihn „als Italiener“ und das heißt für ihn: von oben herab. Er wird toleriert, nicht akzeptiert. In Padua fühlt sich Sig. Baldon fast mehr wie ein Deutscher als wie ein Italiener, in Südtirol gibt man ihm deutlich zu verstehen, dass er es nicht ist. „In Deutschland und Österreich werde ich besser behandelt“, sagt er mir, „da erkennt man wenigstens an, dass ich ihnen ähnlich bin.“ Aus der Erfahrung des armen Sig. Baldon habe ich verstanden, dass das Zusammenleben zwischen „deutschen“ und „italienischen“ Südtirolern (die Anführungszeichen sind notwendig, denn laut Pass sind alle Italiener!) wirklich nicht funktioniert und, obwohl die Region heute wohlhabend und ruhig ist, es auch in der Zukunft kaum besser aussehen wird.

Warum lieben die deutschen Südtiroler die Italiener nicht?

Bis 1919 gehörte Südtirol zu Österreich. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Italien, das zu den Siegermächten gehörte, territorial zufriedengestellt werden und bekam Südtirol von Österreich, das den Krieg verloren hatte. Aber das wirkliche Drama begann 1922, als Mussolini kam. Südtirol wurde gewaltsam „italienisiert“. Italien vertrieb nicht nur die Deutschen aus allen wichtigen Positionen der Verwaltung und des öffentlichen Lebens, auch die Natur musste italienisch werden: der Name von jedem Wald, jedem Bach, jedem Berg und jedem Dorf, jede geographische Bezeichnung wurde geändert – gelegentlich mit ziemlich lächerlichen Resultaten. Jegliche deutsche Tradition wurde unterdrückt, nichts sollte mehr an eine nicht-italienische Vergangenheit erinnern. Es war eine harte Erniedrigung, die die „Deutschen“ von Südtirol nie vergessen haben. 

All das gehört nunmehr der Vergangenheit an. Heute ist die Region Trentino-Südtirol eine Region mit Sonderstatus, der eine weitgehende Autonomie und Finanzmittel garantiert, die weit über denen der anderen Regionen liegen. Die Provinz Bozen ist „zweisprachig“, jeder der für die Gemeinde, für die Provinz oder für die Region arbeiten will, muß Deutsch und Italienisch können. Nach der „Zeit der Bomben“ in den 50er und 60er Jahren, in der die Extremisten auf deutscher Seite Italien zum Rückzug aus der Region zwingen wollten, ist wieder Frieden eingekehrt, auch aufgrund weitgehender Zugeständnisse des italienischen Staates an den deutschsprachigen Bevölkerungsteil. Aber trotz all dem können Deutsche und Italiener nicht zusammenleben. Heute sind es die Italiener, die sich beschweren, heute sind sie es, die sich fast verfolgt fühlen und ich kann sie gut verstehen. Die „Deutschen“ verhalten sich oft mit einer Arroganz, die wie eine Mischung aus Rache für das in der Vergangenheit erlittene Unrecht und einem Gefühl der Überlegenheit erscheint, die in den Italienern und in Italien nur die Eigenschaften erkennt, die man in den banalsten Allgemeinplätzen wiederfindet: die Italiener sind ineffizient, faul und unzuverlässig.

Die deutschen Touristen werden von all dem kaum etwas mitbekommen. Die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft, mit der sie empfangen werden, und die ich jedes Mal fühle, wenn ich dorthin fahre, machen einen Urlaub sehr angenehm. Aber auch viele italienische Touristen fahren gern dorthin und werden gut behandelt, schließlich bringen sie viel Geld und wer Geld bringt ist immer willkommen. Aber schon einige Male habe ich feine Unterschiede beobachtet: Die Deutschen werden mit wirklicher Herzlichkeit empfangen, die Italiener mit einer „professionellen Freundlichkeit“. Im Restaurant habe ich gelegentlich eine gewisse Unsicherheit beobachtet, wenn die Kellner bemerkten, dass sie es mit einer „gemischten“ deutsch-italienischen Touristengruppe zu tun hatten, als ob sie nicht mehr recht wüssten, wie sie sich zu verhalten haben. Es sind die Leute, die dort leben, die die unangenehmen Aspekte der „ethnischen Problematik“ stärker erfahren, die Touristen dagegen, Deutsche oder Italiener, kommen und gehen.

Viele sehen in Südtirol eine Art von glücklicher Insel, ein „Teil von Deutschland in Italien“. Abgesehen von den Personen, den Häusern, den Speisen und den Gewohnheiten, die deutsch sind (oder besser: österreichisch), sind auch die Straßen sauberer, die Verwaltung funktioniert besser, viele fühlen sich fast wie in Deutschland oder in Österreich. Aber da ist immer jenes stachelige Problem des schrecklich schwierigen Zusammenlebens zwischen dem deutschen und dem italienischen Bevölkerungsteil. Ich lebe nicht dort und kenne die Probleme nicht aus eigener persönlicher Erfahrung, aber ich glaube trotzdem sagen zu können, dass es zwei Einstellungen gibt, die die Situation sicher nicht verbessern: auf der einen Seite die Deutschen (oder doch wenigsten ein Teil von ihnen), die sich konsequent weigern, die Italiener als gleichwertige Menschen zu betrachten und auf der anderen Seite die Italiener (oder doch wenigsten ein Teil von ihnen), die sich in ihrem Stolz verletzt fühlen und die als einziges Argument haben: „wir sind in Italien, und ihr müßt das zur Kenntnis nehmen“. Diejenigen, die einen dritten Weg suchen, sind leider schwach und haben Mühe ihre Stimme zur Geltung zu bringen. Aber es gibt meiner Meinung nach keine Alternative zu diesem Weg „zwischen den Ethnien“. Sowohl die Arroganz auf der einen, als auch der verletzte Stolz auf der anderen lösen die Probleme dieser wunderschönen Region sicher nicht! 

Karusselfahrt

erlebt von Erika und Michael 

Entraque ist ein kleines Bergdorf in den italienischen Seealpen in der Provinz Piemont.

August 1990: In Entraque erwartet uns die große Überraschung. Es herrscht Volksfeststimmung. Wir werden Zeugen, wie die Italiener ihren Urlaub feiern. Die Stadtmitte ist zur Fußgängerzone erklärt worden, auf dem Platz vor dem Rathaus findet ein Wettbewerb für die Jugend statt.
In der Dunkelheit, die vom Mond und einigen Straßenlaternen etwas erhellt wird, wimmelt es von Menschen. Überall in und vor den Bars und Eiscafés sitzen sie und palavern. Mitten dazwischen spielen Kinder, auch die Kleinsten.
Vom Marktplatz her hören wir fetzige Discomusik, von der wir magisch angezogen werden. Was erwartet uns dort? – Ein riesiges Kettenkarussell!
Zuerst halten wir es für ganz normale Kinderbelustigung. Als wir bemerken, dass ein Jugendlicher sich während der Fahrt am Sitz eines vor ihm fliegenden Jungen anhängt, erwarten wir, an Reglementierungen gewöhnte Deutsche, dass irgendein Aufseher das bald unterbinden wird. Aber nichts geschieht. Später sehen wir, dass immer zwei Fahrer so aneinander hängen, während zwischen diesen Zweiergruppen jeweils zwei leere Sitze in einander gesteckt sind, um Abstand zu schaffen.
Während der rasanten Fahrt versucht nun der jeweils Hintere den vor ihm Fliegenden so hoch zu katapultieren, dass dieser eine Quaste erreichen kann, die außerhalb der Flugbahn an einer Art Angel befestigt ist, die vom Karussellbetreiber mal höher, mal tiefer gestellt werden kann. Wer die Quaste ergattert, gewinnt eine Freifahrt.
Oh, ich möchte ja so gerne auch mal wieder Kettenkarussell fahren, aber das scheint mir doch zu gefährlich.
Plötzlich scheint sich etwas zu ändern. Alle möglichen Leute, auch ein Vater mit seiner kleinen Tochter, besteigen die Metallstühlchen. Es gibt keine Leerplätze mehr.
Also wird die wilde Fliegerei der Waghalsigen nun wohl vorbei sein. Für mich gibt es jetzt kein Halten mehr!
Aber , oh weh! Schon in der ersten Runde werde ich mit aller Gewalt von hinten gegen den Metallsitz vor mir geschleudert, wobei ich mir das rechte Knie aufschürfe. Von nun an versuche ich mich mit den Füßen abzufangen. Aber immer wieder werde ich von hinten gestoßen, einmal so hart, dass ich mir den Rücken verletze, knapp neben der Wirbelsäule. Die Fahrt scheint kein Ende zu nehmen. Immer wieder verdrehen sich die Ketten meines Sitzes mit denen des Sitzes hinter mir. Mein Haarreif ist schon längst hinuntergefallen, der linke Ellenbogen aufgeschürft. Ich versuche mit Not meine Brille nicht zu verlieren. Endlich kommt die Foltermaschine zum Stillstand. Ich klettere völlig fertig auf festen Boden zurück – um eine Erfahrung reicher.

Gruß von zwei Italien-Liebhabern

Jochen und Angelika

Was es ist
man spürt es nur,
man sieht es nicht doch es ist da,
das Flair, die Luft, der warme Duft
– Italien du bist wunderbar.