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>>Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben<<. Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen / Iris Schürmann-Mock

Iris Schürmann-Mock (Aviva-Verlag)
Iris Schürmann-Mock (Pressefoto Aviva-Verlag)

Kennen Sie Lena Christ? Oder Alma Johanna König? Nicht? Keine Sorge, das ist keine Bildungslücke, und Sie sind damit nicht allein. Viele Schriftstellerinnen, die zu ihrer Zeit durchaus erfolgreich waren, sind heute vergessen. Warum ist das so? Warum wurden sie in den letzten 250 Jahren systematisch aus dem Kanon geschrieben? Zeigt sich hier, wie auch in der Wissenschaft und Kunst, die Vorherrschaft des weißen, männlichen Blicks?

Die Autorin Iris Schürmann-Mock hat sich die Mühe gemacht, 25 Schriftstellerinnen seit dem 18. Jahrhundert aus der Versenkung zu holen und sie uns in übersichtlich gegliederten Porträts vorzustellen. Manchmal waren ihre Ehepartner ebenfalls Schriftsteller, und es liegt nahe, dass sie aus Konkurrenzdenken nicht zu vollen Ehren gelangten. Obwohl sie Literatur von Rang hervorbrachten, wurden einige Dichterinnen als Heimatpoetinnen abgewertet. Manchmal wurde ihnen nachgesagt, sie hätten ihre Texte nicht selbst verfasst. Oft endete ihr Schaffen durch die Verfolgung im Nationalsozialismus. Doch selbst verfolgten und verbannten männlichen Kollegen wurde oft noch späte Ehre zuteil, nicht so bei den Frauen. Es gab zahlreiche Hinderungsgründe, mit denen Männer nicht zu kämpfen hatten.

Buchcover: "Ich finde esunanständig, vorsichtig zu leben" Iris Schürmann-Mock

Umso schöner, dass nun ein Sammelband mit den 25 Kurzbiografien vorliegt. Ein griffiges Zitat aus dem jeweiligen Œuvre überschreibt jedes Kapitel. Nach einem Blick auf das Leben der Autorin folgt ein Text aus ihrem Werk. Dann begibt sich Iris Schürmann-Mock auf Spurensuche zu den Wirkungsstätten und Wohnorten der Dichterinnen. Zum Abschluss gibt es noch mehr Wissenswertes unter dem Stichwort „Hintergrund“ und weiterführende Links zur eigenen Recherche sowie Hinweise, wo man die Texte noch bekommen kann.

Diese auch bibliophil sehr schöne Sammelbiografie eignet sich also auch als kleiner Reiseführer durch Deutschland und manchmal darüber hinaus. Was in dieser Hinsicht noch fehlt, ist eine Übersichtskarte im Einband. Bei mir kommt das Buch auf jeden Fall in die Bordbibliothek unseres Wohnmobils.

Zur Autorin.

Die Lebensgeschichte von Iris Schürmann-Mock, die schon mit 14 Jahren entschlossen war, Journalistin zu werden, trotz der Warnungen, dass das viel zu unsicher sei, fasziniert mich. Ihr Weg führte sie von einem Studium in Mainz zu diversen Jobs bei Zeitungen und Zeitschriften, einer Rolle als Pressesprecherin, unter anderem im Familienministerium, bis hin zur Gründung einer Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedien – das „Eselsohr“. Und als wäre das nicht genug, hat sie sich auch als Autorin etabliert. „Das ist auch unsicher“, sagt sie, „aber macht mindestens genau so viel Spaß.“

Heute lebt sie in Bornheim, zwischen Köln und Bonn, und ihr kreatives Schaffen umfasst erzählende Sachbücher für Erwachsene, gereimte Geschichten für Kinder und Gedichte für jedermann. Außerdem ist sie aktiv bei Lesungen, mal mit, mal ohne Musik, bietet Workshops an, unternimmt literarische Spaziergänge und hat immer wieder neue Projekte am Start.

Veranstaltungshinweis

Interessierte haben zudem die Möglichkeit, mehr über diese vergessenen Dichterinnen bei einer musikalischen Lesung mit dem Duo WortSpiel zu erfahren. Die Veranstaltung findet am 06.09.2024 um 19:30 Uhr in der KÖB Oedekoven, Jungfernpfad 17, 53347 Alfter statt. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: Vergessene Dichterinnen – Musikalische Lesung mit dem Duo WortSpiel.

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Schürmann-Mock, Iris:
Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben : auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen / Iris Schürmann-Mock. – Gebundene Ausgabe mit Lesebändchen und Abbildungen. – 1. Aufl. – Berlin : AvivA Verlag, 2022. – 288 S. : Ill. ; 22 cm. – ISBN 978-3-949302-08-4

neugierig, wissbegierig, biblioman, non binary

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