Premierenlesung Jasna Mittler
Buchtipp,  Veranstaltung

Blau-Auge / Jasna Mittler

Premierenlesung am 23. Oktober in der Laacher-See-Halle in Mendig

Einer Premierenlesung beizuwohnen und Teile eines brandneuen Buches aus dem Mund der Autorin selbst zu hören ist fast wie die erste Begegnung mit einem Baby ein paar Tage nach der Geburt.

Ich bin mir bewusst, dass hier etwas Einmaliges, nie da gewesenes ans Licht der Welt tritt. Bald können viele Menschen die Geschichte vom seltsamen Stein „Blau-Auge“ lesen, aber ich durfte ganz zu Beginn dabei sein.

Jasna Mittler "Blau-Auge"
© schruf&stipetic

Jasna Mittler und ihre Verlegerin Dagmar Schruf sitzen auf der Bühne der Laacher-See-Halle in Mendig und warten darauf, das recht zahlreich erschienene Publikum in Mittlers Heimatstadt begrüßen zu können. Die Musik der kleinen Lifeband „Do‘s ‘n‘Don‘ts“ verklingt, der Bürgermeister begrüßt die beiden Frauen und endlich geht es los.

Wir hören drei längere Abschnitte aus Jasna Mittlers erstem Roman, der eine lange Zeitspanne von fast 150 Jahren im Steinhauerdorf Mendig erzählt. Mittler, selbst aus einer der vielen Steinhauerfamilien der Vulkaneifel stammend, setzt dieser Tradition ein kleines literarisches Denkmal, indem sie die Lokalgeschichte mit überregionalen Entdeckungen und Entwicklungen in der Kristallographie und Geologie verknüpft. Dadurch spannt sich ein Bogen vom kleinen Eifelstädtchen bis hin zur großen Stadt Paris. Und natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte. Eine Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, verknüpft die geschichtlichen Verwicklungen rund um den mysteriösen Kristall Haüyn (sprich: Hauihn) und seinen Entdecker René-Just Haüy (sprich: Ahwie).

Mittler liest mit angenehm kräftiger Stimme und bald schon verliere ich mich in der Geschichte. Gerade wenn der gelesene Abschnitt zu einem besonderen Höhepunkt kommt, bricht die Autorin ab und ich werde in den dunklen Saal zurück befördert.

Die Lesung wird aufgelockert durch die intelligenten Fragen und Einwürfe von Dagmar Schruf. So braucht es am Ende auch keine Fragerunde aus dem Publikum, da Schruf alle aufkommenden Fragen vorwegnimmt. Vor allem für „Nicht-Mendiger“ ist das hilfreich.

Jasna Mittler mit ihrem Roman "Blau-Auge"
Jasna Mittler mit ihrem Roman „Blau-Auge“ © e_mager

Bei den Einheimischen, die die Steinhauerszene und auch die Familie Mittler gut kennen, entschuldigt sich die Autorin gleich zu Beginn, dass sie zugunsten des Leseflusses darauf verzichtet hat, die korrekten Ortsbezeichnungen Ober- und Niedermendig zu verwenden. Überhaupt hat sie, da es sich um einen Roman und keine geschichtliche Abhandlung handelt, ihre dichterische Freiheit weit ausgelegt. Oft schmunzelt sie während des Vortrags: „So war es bestimmt nicht, aber es hätte sich ja so zutragen können.“

Der kurzweilige Abend wurde von der Band stimmungsvoll beendet. Während Jasna Mittler ihr Buch signierte, konnten Skulpturen ihres Vaters Peter Mittler und großformatige Fotos von Marc Hillesheim aus seinem Projekt „Finsterlay“ bewundert werden.

Dagmar Schruf leitet gemeinsam mit Blanka Stipetic den Verlag Schruf & Stipetic, der sich in den letzten Jahren vor allem durch Übersetzungen aus Südosteuropa einen Namen gemacht hat.


Über Jasna Mittler:

Jasna Mittler, 1975 geboren, wuchs in Mendig in der Vulkaneifel auf. Sie studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim, besuchte Seminare zum Kreativen Schreiben bei Hanns-Josef Ortheil. 2004 erhielt Jasna Mittler den Martha-Saalfeld-Förderpreis, zwei Jahre später das Förderstipendium für junge Literaten der Stadt Köln und 2007 ein Aufenthaltsstipendium der Villa Decius in Kraków/Polen.
Ihr erstes Buch Der heilige Erwin. Eine Weih-nachtsgeschichte in 24 Kapiteln (2005) wurde zum Best- und Longseller. 2012 erschien die Sammlung von 99 Liebesgeschichten Meine erste bis neunundneunzigste Liebe. (Verlagstext)

Blau-Auge. Roman / Jasna Mittler. – Originalausgabe. – Schruf & Stipetic: Berlin, 2021. – ISBN 9783944359618

weiterführende Links:

https://www.schruf-stipetic.de

http://www.jasnamittler.de

http://www.finsterlay.de

https://www.dosndonts.de

neugierig, wissbegierig, biblioman, non binary

Schreiben Sie einen Kommentar