„Marco Vichi wurde 1957 in Florenz geboren, wo er auch heute lebt und als freier Schriftsteller arbeitet. Seine drei Retro-Romane um Commissario Casini sind alle in der Verlagsgruppe Lübbe erschienen. Ein weiterer Band dieser Serie ist in Arbeit.“ (Angaben des Verlags)
Ein Retro-Roman, was ist das? Braucht es für einen guten Plot einen Zeitsprung ins Jahr 1963? Wir erfahren es am Ende des ersten Krimis um Commissario Casini. Marco Vichi wollte die zahlreichen Geschichten und Anekdoten seines Vaters aus dem zweiten Weltkrieg gerne literarisch verarbeiten. Dafür hat er die Form des Kriminalromans gewählt. Was die Geschichte durchaus bereichert, ermüdet teilweise auch.
Sommer 1963 in Florenz. Es ist heiß! Eine alte, reiche Dame wir tot aufgefunden. Der Fall liegt ziemlich klar. Der angebliche plötzliche Tod durch einen Asthmaanfall stellt sich recht schnell als Mord heraus. Die einzigen Verdächtigen haben jedoch ein wasserdichtes Alibi. Wir verfolgen Commissario Casinis Gedankenspielen und müssen mit ihm hunderte von Zigaretten qualmen. Nicht nur für seinen jungen Assistenten Piras eine Zumutung.
Die Aufklärung des Falles zieht sich hin. Es kommt wenig Bewegung in die Sache, was dem Autor aber viele Gelegenheiten bietet, die wirklich schönen und anschaulichen Abschweifungen in die Erinnerungen das Commissarios zu erzählen. In dieser Hinsicht ist das Buch gelungen – ein Blick in die Stimmung der 60iger Jahre in Italien. Wunderbar auch die köstlichen Charakterstudien von Kleinkriminellen und kauzigen Zeitgenossen.
Wer hat Vichis „Commissario Bordelli“, so der Originaltitel, eigentlich übersetzt? Hier fehlen die Angaben im Buch. Leider liegt mir der Text nicht auf italienisch vor, aber ob der Name des Kommisars unbedingt fürs deutsche Publikum geändert werden musste (Casino ist ein anderes Wort für Bordell), ist fraglich. Das Wort „hingegen“ findet sich überdurchschittlich häufig im Text, ein eindeutiges Indiz, dass dort im Original das Wort „invece“ steht. Italiener brauchen es gern und oft, Deutsche hingegen doch eher selten. Da sagen wir doch lieber „aber“, „jedoch“ oder gar nichts. Von einem Übersetzer erwarte ich da auch eine Anpassung in der Zielsprache.
Von diesen Feinheiten einmal abgesehen, kann ich das Buch gerne älteren Lesern empfehlen, die einem beschaulichen Krimi aus Zeiten, die sie selbst noch gut in Erinnerung haben, nicht abgeneigt sind. Das Buch tickt im Rythmus der beschrieben Zeit und ist frei von Computern und Handyklingeln. Im letzten Satz kündigt sich der nächste Fall schon an.
Das Geheimnis der Signora / Marco Vichi. Ein Fall für Commissario Casini. Aus dem Italienischen von ? . – Bastei Entertainement ISBN 978-3-7325-3791-4. Erscheint im August 2016
„Marco Vichi wurde 1957 in Florenz geboren, wo er auch heute lebt und als freier Schriftsteller arbeitet. Seine drei Retro-Romane um Commissario Casini sind alle in der Verlagsgruppe Lübbe erschienen. Ein weiterer Band dieser Serie ist in Arbeit.“ (Angaben des Verlags)
Ein Retro-Roman, was ist das? Braucht es für einen guten Plot einen Zeitsprung ins Jahr 1963? Wir erfahren es am Ende des ersten Krimis um Commissario Casini. Marco Vichi wollte die zahlreichen Geschichten und Anekdoten seines Vaters aus dem zweiten Weltkrieg gerne literarisch verarbeiten. Dafür hat er die Form des Kriminalromans gewählt. Was die Geschichte durchaus bereichert, ermüdet teilweise auch.
Sommer 1963 in Florenz. Es ist heiß! Eine alte, reiche Dame wir tot aufgefunden. Der Fall liegt ziemlich klar. Der angebliche plötzliche Tod durch einen Asthmaanfall stellt sich recht schnell als Mord heraus. Die einzigen Verdächtigen haben jedoch ein wasserdichtes Alibi. Wir verfolgen Commissario Casinis Gedankenspielen und müssen mit ihm hunderte von Zigaretten qualmen. Nicht nur für seinen jungen Assistenten Piras eine Zumutung.
Die Aufklärung des Falles zieht sich hin. Es kommt wenig Bewegung in die Sache, was dem Autor aber viele Gelegenheiten bietet, die wirklich schönen und anschaulichen Abschweifungen in die Erinnerungen das Commissarios zu erzählen. In dieser Hinsicht ist das Buch gelungen – ein Blick in die Stimmung der 60iger Jahre in Italien. Wunderbar auch die köstlichen Charakterstudien von Kleinkriminellen und kauzigen Zeitgenossen.
Wer hat Vichis „Commissario Bordelli“, so der Originaltitel, eigentlich übersetzt? Hier fehlen die Angaben im Buch. Leider liegt mir der Text nicht auf italienisch vor, aber ob der Name des Kommisars unbedingt fürs deutsche Publikum geändert werden musste (Casino ist ein anderes Wort für Bordell), ist fraglich. Das Wort „hingegen“ findet sich überdurchschittlich häufig im Text, ein eindeutiges Indiz, dass dort im Original das Wort „invece“ steht. Italiener brauchen es gern und oft, Deutsche hingegen doch eher selten. Da sagen wir doch lieber „aber“, „jedoch“ oder gar nichts. Von einem Übersetzer erwarte ich da auch eine Anpassung in der Zielsprache.
Von diesen Feinheiten einmal abgesehen, kann ich das Buch gerne älteren Lesern empfehlen, die einem beschaulichen Krimi aus Zeiten, die sie selbst noch gut in Erinnerung haben, nicht abgeneigt sind. Das Buch tickt im Rythmus der beschrieben Zeit und ist frei von Computern und Handyklingeln. Im letzten Satz kündigt sich der nächste Fall schon an.
Das Geheimnis der Signora / Marco Vichi. Ein Fall für Commissario Casini. Aus dem Italienischen von ? . – Bastei Entertainement ISBN 978-3-7325-3791-4. Erscheint im August 2016