Buchtipp

Die Jahre der Schwalben / Ulrike Renk

9783746633510

„Die Jahre der Schwalben“ ist der zweite Band von Ulrike Renks „Ostpreußen-Saga“. Ich hatte schon im Januar den ersten Band besprechen können (siehe hier), an dem ich Kleinigkeiten auszusetzen hatte. Nun interessierte mich aber doch die Fortsetzung dieser großen Familiengeschichte, die damals schon mit einem Cliff-Hanger endete und auch dieses Mal ungeduldig auf die Fortsetzung hoffen lässt.

Die Geschichte von Frederike von Weidenfels und ihrer Familie wird weitererzählt. Haben wir am Ende des ersten Bandes die festliche Hochzeit von ihr und dem 12 Jahre älteren Ax von Stieglitz miterleben dürfen, die die beiden in eine hoffnungsfrohe Zukunft führen sollte, so treffen wir im neuen Buch eine verzweifelte 21jährige Ehefrau an, die sich der riesigen Aufgabe gegenübersieht, ein großes Gut ganz alleine managen zu müssen. Ihr Mann Ax ist an einer offenen Tuberkulose erkrankt und muss sich einer langwierigen Kur im Schweizer Luftkurort Davos unterziehen, während sie als neue Herrin auf Gut Sobotka erst lernen muss, mit den „Leuten“, wie man die Bediensteten damals nannte, richtig umzugehen.

Eine spannende Familiengeschichte nimmt ihren Lauf, die nun viel stimmiger ist, als im ersten Band, als praktisch alle Information für den Leser über die 11jährige Frederike gefiltert wurde, aus deren Sicht und Verständnis die ganze Familiengeschichte erzählt wird. Da unsere Protagonistin nun erwachsen ist, fällt dieser Mangel weg.

Es entsteht ein großes Tableau des Endes der Weimarer Republik aus der Sicht des ostpreußischen Landadels. Ulrike Renk erzählt spannend und schlüssig. Ich konnte den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen. Geradezu unheimlich mitzuerleben, wie die Menschen  am Anfang der 1930er Jahre von den rechten Parolen der Nazis angezogen werden und ein Klima in Deutschland entstehen konnte, welches zur menschenverachtenden Politik der Nazis und Hitlers unsäglichem Krieg gegen alle Völker führte. Unheimlich vor allem deshalb, weil die Parallelen zu heutigen, wieder hoffähigen rechten Parolen und Argumenten überdeutlich werden.

Deshalb wünsche ich diesem Buch möglichst viele Leser und Leserinnen. Ulrike Renk ist es eindrucksvoll gelungen, eine deutsche Familiengeschichte über mehrere Generationen mit allen politischen Verwicklungen und Weltanschauungen zu erzählen. Trotz der schwierigen Zusammenhänge ist es immer ein leichtes Buch, welches nie ermüdet. Im Gegenteil – man wird Teil der Familie und bangt und hofft mit allen. Daher erwarte ich nun sehnsüchtig die Fortsetzung, die für Juli 2018 angekündigt ist.

Zum Nachlesen meine Besprechung zu Band 1: „Das Lied der Störche“ 

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Die Jahre der Schwalben : Roman / Ulrike Renk. – (Ostpreußen-Saga ; Band 2). – Berlin: Aufbau, 2017. – Broschur, 560 S. – 978-3-7466-3351-0 ; 12,99 € (Dieser Besprechung liegt das e-Book zugrunde: 9783841213693 ; 9,99 €)

Über die Autorin:

Ulrike Renk lebt als freie Autorin in Krefeld. Bei Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane „Die Frau des Seidenwebers“, „Die Heilerin“, „Die Seidenmagd“ sowie die Bestseller „Die Australierin“, „Die australischen Schwestern“ und „Das Versprechen der australischen Schwestern“ erschienen. Mehr Informationen zur Autorin unter www.ulrikerenk.de (Verlagstext)

neugierig, wissbegierig, biblioman, non binary

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