Buchtipp,  Krimi

Das Kind im Wald / von Sarah Graves

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Die Autorin Sarah Graves ist bei uns noch eine Unbekannte. In Amerika sind aber schon eine Reihe Titel herausgekommen, deren Besonderheit es ist, dass die Tatwaffe aus dem Heimwerkermarkt stammt. Nach dem Motto „Do it yourself ist tödlich.“ (The Home Repair is Homicide series)

Sie lebt in Maine (USA), wo auch ihre Krimis spielen. Ihr jetzt auf Deutsch erschienenes Buch „Das Kind im Wald“ ist Auftakt zu einer neuen Serie um die Kommissarin Lizzie Snow. Obwohl sie eine sichere Stelle bei der Bostoner Mordkommission hat, lässt sie sich in das kleine Bearkill versetzen, das irgendwo in den Wäldern von Maine in Richtung der kanadischen Grenze liegt. Die neue Arbeit als Assistentin des Sheriffs ist eigentlich ein Abstieg für sie, aber das nimmt sie in Kauf. Sie sucht nämlich schon seit Jahren nach ihrer kleinen Nichte, die spurlos verschwunden ist. Sie hat Anhaltspunkte, dass sie in der Gegend von Bearkill versteckt gehalten wird.

Cody Chevrier, ihr neuer Chef, verfolgt ebenfalls eigene Motive, wenn er Lizzie einstellt, die Erfahrung in der Aufklärung von Morden hat. Er hat nämlich als einziger den Verdacht, dass die Selbstmorde unter pensionierten Polizisten in der Gegend eigentlich Morde sind. Er hofft, dass ihm Lizzie bei seinen privaten Ermittlungen weiterbringen wird.

Lizzie muss sich nun in die Mentalität der kauzigen Bewohner der entlegenen Kleinstadt einarbeiten, schleppt aber auch eine Menge eigener Probleme mit sich herum. Wir lernen z.B. ihren Ex-Geliebten Dylan kennen, der ebenfalls Polizist ist und in der Gegend einem eigenen Fall nachgeht. Er hat ihr die Informationen zur verschwundenen Nichte zugespielt. Bei den vielen kleinen Bagatellfällen, die sie nun bearbeiten muss, kommt sie zunächst in ihrem Fall kaum weiter, lernt aber jede Menge über die Menschen in Bearkill.

Die Autorin führt unterdessen immer mehr Personen ein, so dass es manchmal nicht leicht ist, den Überblick über die Handlung zu behalten. Aber, wie es sich für gute Krimis ziemt, kommen plötzlich alle Handlungsstränge zusammen, die Spannung steigt quasi mit dem stetig zunehmenden Schneefall in den Wäldern Maines. Nach einem anfangs eher schleppenden Einstieg in das Geschehen, nimmt das Tempo gegen Ende rasant zu. Leider plätschert es nach dem Showdown auch wieder seicht aus, was wohl damit zu erklären ist, dass wir die für eine Fortsetzung nötigen Informationen brauchen. Vielleicht klärt sich im nächsten Band auch auf, was eigentlich das Problem zwischen Lizzie und Dylan ist.

Mein persönliches Fazit: ein handwerklich ordentlich gemachter Krimi, dem aber ein bisschen der Kick fehlt. Sarah Grave versteht es, ihre Figuren plastisch herauszuarbeiten und sich in die Gefühlswelten ganz unterschiedlicher Menschen zu versetzen. Das hat mir gut gefallen. Am Anfang hätte es ein wenig spannender sein dürfen.

Das Kind im Wald : Kriminalroman / Sarah Graves. Aus dem Amerikan. von Christiane Winkler. – München : Diana-Verl., 2016. – Deutsche Erstausg. ; 399 S. – ISBN 9783453358720 ; kart. : 9,99€

neugierig, wissbegierig, biblioman, non binary

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