Buchtipp,  Krimi

Sonntags Tod und Königstöchter / von Carla Berling

Spannende Krimis mit Tiefgang aus dem Ost-Westfälischen

Regionalkrimis spielen meist in einer Gegend, die gerne auch von Touristen besucht werden. Dahinter verbirgt sich nicht zuletzt Marketingkalkül. Wo man gerne in den Urlaub fährt, möchte man an Regentagen prickelnde Unterhaltung mit dem wohligen Gänsehauteffekt: „Och, da sind wir ja gestern noch vorbeigekommen. Und jetzt finden die da eine Leiche.“  So manch beschaulicher Ort hat dann in der Literatur so viele Morde vorzuweisen, wie sie im realen Leben nicht mal in ganz Deutschland passieren.

Aber Bad Oeynhausen und Bielefeld?

„Kalte Solevorkommen und warme Thermalquellen bilden die Grundlage vom Werden und Wachsen der Stadt Bad Oeynhausen. Mitte des 18. Jahrhunderts als Salzwerk gegründet, entwickelte sich die Anlage im Laufe des 19. Jahrhunderts zum größten Bad der preußischen Monarchie und schließlich zum kaiserzeitlichen „Weltbad“.“ – „Eingebettet zwischen Ravensberger Hügelland und dem Wiehengebirge leben heute ca. 50.000 Einwohner in der Stadt und ihren Stadtteilen. Jedes Jahr besuchen rund 111.000 Menschen (rund 1 Million Übernachtungen) Bad Oeynhausen zu Kur- oder Urlaubsaufenthalten.“ (Quelle)

Also gut, da gibt es sicher genügend interessierte LeserInnen, die nach den ermüdenden Anwendungen und wenn alle Kurwege abgeschritten sind, gerne etwas mit Lokalkolorit lesen.

Carla Berling tut ihnen diesen Gefallen. Selbst in Bad Oeynhausen geboren und auf einem westfälischen Bauernhof aufgewachsen, kennt sie sich sehr gut mit der ostwestfälischen Mentalität und der dazu passenden Mundart aus.

© Random House/Philippe Ramakers

Und da man bekanntlich am besten davon schreibt, was man auch kennt, ist die sympathische Hauptperson eine neugierige Lokalreporterin, genau wie Carla Berling früher.

Reihenfolge

Carla Berling hat ihre Krimis rund um Ira Wittekind zuerst selbst verlegt. Der große Erfolg ihrer spannenden Krimis hat dann den Heyneverlag auf sie aufmerksam werden lassen. So kam es, dass sie dort zuerst den vierten Fall „Mordkapelle“ verlegt hat. Heyne wollte nämlich etwas Neues.

Als auch dieser Band sehr erfolgreich war, entschied sich der Verlag, auch die anderen Bände in der richtigen Reihenfolge herauszugeben. Mittlerweile liegen also auch Band eins und zwei der Ira-Wittekind-Reihe vor. Im Herbst 2018 kommt mit „Tunnelspiel“ der dritte Band heraus.

Allen, die noch nichts von Berling gelesen haben, empfehle ich, sich nun der Reihe nach durch die spannenden Fälle zu lesen. Obwohl jeder Band in sich abgeschlossen ist, macht es Spaß, auch die persönlichen Hintergründe der Hauptperson zu erfahren und an ihrem Familien- und Liebesleben teilzuhaben.

Zum Inhalt

Im ersten Band mit dem Namen „Sonntags Tod“ wird man nämlich erst mal mit der bäuerlichen und dörflichen Herkunft von Ira Wittekind konfrontiert. Geschickt lässt Carla Berling gleich zu Beginn eine große Beerdigung mit anschließendem Leichenschmaus stattfinden. Beste Gelegenheit , die für den späteren Verlauf der Handlung wichtigen Persönlichkeiten vorzustellen.

Wir werden zum ersten mal mit dem geschichtsträchtigen Hof Eskendor bekanntgemacht, auf dem unter anderem noch die alten Tanten Sophie und Friedchen wohnen. Hier findet Ira auch zu Andy, den sie schon aus Kindertagen kennt.

Sowohl in „Sonntags Tod“ als auch in „Königstöchter“ stößt Ira Wittekind bei der Recherche zu den aktuellen Todesfällen auf lange geheimgehaltene Gräueltaten, die bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zurückreichen und ganze Familien erschüttern.

Zwischendurch möchte man ausrufen „Nicht auch das noch!“. Aber es wird niemand geschont, weder die beteiligten Charaktere noch die Leser.

Der Muff der 50er Jahre hat es Carla Berling angetan – ob es sich nun um Heimerziehung, Kindesmissbrauch oder Homosexualität handelt. Das alles, zusammen mit Geldgier und Missgunst, ergibt eine brodelnde Mischung, die Stoff für zahlreiche Krimis liefert.

Schön, dass man sich zwischendurch auch herzhaft amüsieren kann, wenn die Tantchen ihren selbst gebrannten Schnaps holen und in breitester ostwestfälischer Mundart zur Aufklärung der vertrackten Fälle beitragen.

Fazit

Ich fühlte mich bei beiden Krimis sehr gut unterhalten. Genau die richtige Mischung von Schaudern, Humor und Familiengeschichte. Ich freue mich auf die nächsten Fälle und den weiteren Werdegang der sympathischen Hobbyschnüfflerin Ira Wittekind.

Lesung

Überdies freue ich mich auf die Lesung mit Carla Berling zu ihrem Buch „Königstöchter“ in unserer Bücherei am 29. September. Sofern Sie im Rheinland wohnen, kommen Sie doch auch vorbei! r

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Sonntags Tod (2017) und Königsttöchter (2018) – Kriminalromane. – Heyne

Über die Autorin:

Carla Berling, unverbesserliche Ostwestfälin mit rheinländischem Temperament, lebt in Köln, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit der Krimi-Reihe um Ira Wittekind landete sie auf Anhieb einen Erfolg als Selfpublisherin. Bevor sie Bücher schrieb, arbeitete Carla Berling jahrelang als Lokalreporterin und Pressefotografin. Sie tourt außerdem regelmäßig mit ihrer Comedyreihe Jesses Maria durch große und kleine Städte. (Verlagstext)

neugierig, wissbegierig, biblioman, non binary

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