“ONLY DAUGHTER by Anna Snoekstra is a dark meditation on the secrets we keep about our families and about ourselves. Twisty, slippery, and full of surprises, this web of lies will ensnare you and keep you riveted until you’ve turned the final page.”
— Lisa Unger, New York Times bestselling author of Ink and Bone.
Ein Thriller als Charakterstudie – so habe ich dieses Buch gelesen. Spannend und überraschend bis zum letzten Wort.
Anna Snoekstra, die bei uns noch unbekannte Autorin aus Australien, lässt uns gleich zu Beginn wie mit einem Trick in eine außergewöhnlich Begebenheit schlüpfen.
Eine junge Frau wird bei einem Ladendiebstahl erwischt und gibt vor, die seit elf Jahren gesuchte Rebecca Winter zu sein, der sie ziemlich ähnlich sieht.
Was sie zuerst nur erfindet, um der momentanen unangenehmen Situation für eine gewisse Zeit zu entgehen, bringt sie in die Familie des gesuchten Mädchens. Es erstaunt sie sehr, dass ihre Lüge nicht auffliegt und ihr scheinbar alle glauben. Die Mutter ist überglücklich, der Vater verhält sich abwartend neutral, selbst die jüngeren Brüder, nette Zwillinge merken nichts. Sie fängt an, sich in der neuen Familie wohlzufühlen, da sie selbst keine besonders schöne Kindheit hatte.
Parallel zu der aus der Ich-Perspektive erzählten Gegenwart der Lügnerin – ihren echten Namen erfahren wir nicht – erleben wir den letzten Sommer der Rebecca Winter kurz vor ihrem Verschwinden vor 13 Jahren. Das damals sechzehnjährige, stark pubertierende Mädchen, hatte ihre liebe Not mit ihren nervigen kleinen Brüdern. Sie jobbte in einem Fast-Food-Restaurant und machte sich mit ihrer Freundin Lizzie den Spaß, teure Kleidung und Modeaccessoires zu klauen. Das Geld aus ihrem Job hortete sie, um wegzuziehen sobald sie volljährig sein würde. Mit Lizzies Bruder Jack und ihrem Kollegen Luke machte sie erste sexuelle Erfahrungen. – Und plötzlich war sie verschwunden. Mehr weiß niemand, die Polizei nicht, die Freundin nicht, wir nicht.
Und mit der Zeit merken wir genau wie die „neue“ Rebecca, dass etwas mit der netten Familie nicht stimmen kann…
Mein Fazit: ein gut gemachter psychologischer Thriller zum Thema Identität und Familie. Gut geeignet schon für jüngere Leser ab 16. Der Titel im Original „Only Daughter“ – Nur Tochter – passt wesentlich besser als „Ihr letzter Sommer“, was man aber erst am Ende beurteilen kann. Eine klare Leseempfehlung.
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Über die Autorin:
Anna Snoekstra, Jahrgang 1988, wuchs in Canberra auf und zog mit 18 Jahren nach Melbourne, wo sie Film und Creative Writing studierte. Sie hat mehrere Kurzfilme und Musikvideos gedreht, bevor sie sich ganz aufs Schreiben konzentrierte. Ihre Geschichten sind in zahlreichen Literaturmagazinen erschienen; die Erzählung „Greyfields“ schaffte es auf die Shortlist für den renommierten „Viva La Novella“-Preis 2014. Ihre Lieblingsautoren sind Joyce Carol Oates und Susan E. Hinton, ihr Lieblingszitat stammt von Charles Bukowski: „Finde, was du liebst, und lass es dich töten“. (Verlagstext)