Nach „Märchenwald“ und „Böses Kind“ bin ich schon begeisterter Fan des Autors Martin Krist. Ich wurde bei beiden Titeln geradezu hineingerissen in die Handlung und konnte nicht aufhören zu lesen bis ich atemlos am Ende wie aus einem bösen Traum wieder erwachte.
Diesmal war es schwieriger. Auch dieser Thriller spielt wieder in Berlin, obwohl das Buch in San Francisco beginnt. Ich mag es ja sehr, wenn ich die Schauplätze eines Thrillers persönlich kenne, und war deshalb froh, als es zügig in Berlin weiterging.
Krist fährt hier sehr viel Personal auf, was in einem Großstadtkrimi auch sehr realistisch ist. Ich musste mich allerdings besonders zu Anfang sehr konzentrieren, von wem nun in den schnell wechselnden Kapiteln die Rede war. Am liebsten hätte ich mir eine Wand mit Konterfeis und Namen angelegt, auf der ich in bekannter Ermittlermanier die Verbindungen mit dickem Filzstift hätte eintragen können.
Nach und nach war ich dann allerdings im Bilde und kannte die verschiedenen Personen bald so gut, als gehörten sie zu meiner Familie. In bewährter Krist-Manier wird man in relativ kurzen Kapiteln jeweils mit einem „schmerzlichen“ Cliffhänger ins nächste Kapitel geführt.
Es handelt sich hier mal wieder um einen meisterhaft konstruierten „Whodunit“, bei dem unsere grauen Zellen bis zur letzten Seite etwas zu tun bekommen. Und wenn ich ehrlich bin: darüber hinaus. Ich bin von der Auflösung dermaßen überrascht, dass ich nach der Lektüre noch einmal alle Hinweise durchgehe und mich frage, ob ich es früher hätte wissen können.
Und hier zum Inhalt, wie der Autor ihn selbst auf seiner Internetseite beschreibt:
Berlin wird von einer unheimlichen Mordserie erschüttert. Die Vorgehensweise des Täters ist immer die gleiche: Er entführt seine Opfer, stellt dann Foltervideos ins Internet, auf denen zu sehen ist, wie er ihnen die Haut abzieht. Anschließend lockt er gezielt Journalisten zu den verstümmelten Leichen.
Bei der Suche nach dem Täter ziehen Kommissarin Sera Muth und ihre Kollegen den Polizeipsychologen Dr. Robert Babicz hinzu, der in den USA eine mehrjährige Ausbildung zum Profiler genossen hat. Und tatsächlich kommt Babicz das Vorgehen des Berliner Täters merkwürdig vertraut vor: In den USA hatte er bei der Überführung eines Mörders mitgewirkt, der seine Opfer bei lebendigem Leib häutete.
Ist der »Knochenmann« zurück?
Nebenthemen und Besonderheiten:
Berliner Milieu; Kreuzberg und Einblick in türkische Lebensart und Familienleben; Berliner Medienbetrieb
Besonders sind auch die vielen Musikzitate, deren Texte immer auch einen Zusammenhang zum Geschehen bilden.
Die Gedanken der Personen sind durch schräg gestellte Schrift hervorgehoben und laufen parallel zum Geschehen wie eine zweite Tonspur durch den Text. Interessanter Kunstgriff!
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Ich habe „Kalte Haut“ leider während einer turbulenten Woche immer nur häppchenweise lesen können. Nehmt Euch Zeit, diesen wunderbaren „Krist“ an einem Wochenende gemütlich „durchzuarbeiten“. Ein Vergnügen für das verwöhnte Rätselhirn 😉
Ich freue mich sehr, Martin Krist auf der Leipziger Buchmesse persönlich kennenlernen zu dürfen.
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Weiterführende Links:
Meine Rezensionen zu „Märchenwald“ und „Böses Kind“
Zur Internetseite von Martin Krist
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Kalte Haut : Thriller / Martin Krist. – 360 S. – epubli, 2018. – ISBN 978-3745091533 ; Broschur 10,99 € (auch als ebook erhältlich)
3 Comments
kaisuschreibt
Ich weiß, dass man die Bücher vom Martin nicht zwingend in der Reihenfolge lesen muss, aber wo passt das hier rein? Oder steht es allein da?
e.mager
Ich habe da auch meine Schwierigkeiten. Auf der Homepage von M. Krist sieht man, dass dieser Band mit (Sera Muth , 1) gekennzeichnet ist. Es gibt dort eine ganze Reihe von Kalkbrenner-Bänden. Dieser Kommissar kommt jetzt zwar auch vor, aber er spielt keine große Rolle. Ich habe nicht herausgefunden, ob es noch einen zweiten Sera-Muth-Band gibt. Ich werde mal den Autor fragen.
monerl
Von diesem Autor habe ich „Die Mädchenwiese“ gelesen und war sehr begeisert! „Böses Kind“ wollte ich dieses Jahr lesen. Es tummelt auf meine Reader und wartet, bis es dran kommt. 🙂 Ich bin sehr gespannt, ob es mir auch so gefallen wird. Deine Rezension zu „Kalte Haut“ hat mir auch Lust auf das Buch gemacht. Gut, dass du schreibst, dass man es eher mit weniger Pausen lesen soll. Ich werde es mir merken.
GlG, monerl