Ihr kennt das: eigentlich weiß man etwas schon lange, aber dann gibt es einen letzten Impuls und los geht’s.
Wir verbrauchen zu viel Plastik und überhaupt verschwenden wir unnötig viele Ressourcen, die fast ungenutzt auf dem Müll landen. Schlimmer noch – in der Natur, im Meer, im Boden und letztlich in unserer Nahrung, egal ob pflanzlich oder tierisch.
Wir haben die Bilder von den Plastikinseln im Meer alle schon mal gesehen. Wir wissen, dass Plastik Jahrtausende braucht, um zu verrotten. Aber dann vergessen wir es wieder. Beruhigen uns damit, dass unser Plastik ja im Recyclinghof landet und wiederverwertet wird. Unsere deutsche Umverpackung für den leckeren Käse wird doch wohl nicht im Meer landen. Oder doch?
Unbehagen machte sich bei mir schon länger breit, angesichts der vielen Plastikverpackungen, die bei uns im Haushalt so anfallen. Vor allem im Kühlschrank hatte ich es ständig vor Augen. Aber auch im Bad geht es nicht ohne Plastiktuben für Shampoo, Zahnpasta, Cremes. Genauso bei der Reinigung des Haushalts – alles kommt in praktischen Plastikflaschen daher.
Und dann war da die Litblog Convention in Köln 2017. das ist ein Treffen für Literaturblogger, zu denen ich mich seit einiger Zeit rechne. Da geht es vor allem um Bücher und ums Bloggen. Aber – und das ist ja das Tolle an Büchern – sie handeln alle von einem bestimmten Thema, in ihnen steckt die ganze Welt.
Und hier ging es um das Buch von Milena Glimbowski: Ohne Wenn und Abfall, dass erst im Oktober 2017 erscheinen wird. Wir sitzen interessiert im sogenannten Panel mit der 27jährigen Milena, die mit 22 den ersten „original unverpackt“-Laden in Berlin eröffnet hat. Wir mit unseren Einweg-Plastikflaschen. Sie und ihr Lektor natürlich mit einer wiederbefüllbaren Glasflasche. Irgendwie schon komisch.
Sie hat also nicht nur recherchiert und ein Buch geschrieben, sondern weiß wovon sie spricht. Sie wollte etwas tun und hat es umgesetzt. Schritt für Schritt hat sie ausprobiert, ob es auch ohne so viel Müll geht. Sie lebt es vor und sie ermöglicht es anderen, indem sie Waren aller Art unverpackt verkauft. Hier der Link zum Shop. Ihre einfache Message an diesem Nachmittag: einfach anfangen!
Danach arbeitete es in mir. Das Unbehagen (s.o.) stieg. Und dann erinnerte ich mich, dass wir ein ähnliches Geschäft ganz in meiner Nähe haben. Freikost Deinet. Der ist zwar noch nicht komplett mit unverpacktem ausgerüstet, aber es ist immerhin eine große Hilfe in meinem Vorhaben, jetzt endlich ernst mit „zero waste“ zu machen.
Ich bin jetzt gerade in der Phase „zum letzten Mal“. Jetzt wird alles aufgebraucht, was da ist – schließlich nützt es nichts, halbvolle Plastikflaschen oder die Putschwämme wegzuschmeißen. Manche Behälter behalte ich für den weiteren Gebrauch.
Im Kühlschrank zeigt sich die Veränderung am schnellsten. Milch, Quark, Joghurt gibt es in Mehrweggläsern. Den Schnittkäse bekomme ich bei Freikost direkt in meine mitgebrachte Dose, Wurst kaufe ich neuerdings an der Fleischtheke. Da wird zwar auch noch Plastik drumgewickelt, ist aber nicht ganz so viel. Da werde ich mir bald mal einen Metzger suchen, der mir die Sachen in meine Dosen packt.
Losen, frisch gemahlen Kaffee bekomme ich auch bei Freikost, direkt in eine Papiertüte, die ich schon mehrfach befüllen lassen konnte. Freikost hat auch Obst und Gemüse, Nüsse aller Art, Getreide und Nudeln lose.
Tja, und dann gibt es das Internet. Ich stelle fest, hier tut sich schon lange was. Es gibt eine weltweite Bewegung der Leute, die es mit „zero waste“ schon lange versuchen und viele gute Tipps auf Lager haben.
Hier ein paar Links:
Zero Waste International Alliance
Es gibt natürlich schon eine ganze Reihe Bücher, die bei der Umstellung auf ein plastikfreies Leben helfen können. Ich werde mir als nächstes einmal „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“ anschauen. Und dann geht es den vielen Putzmitteln an den Kragen!
Macht Ihr mit? Aller Anfang ist schwer – aber ich glaube, es lohnt sich für uns alle.
8 Comments
textblueten
Ein sehr schöner und engagierter Artikel mit tollen Tipps!
wortsonate
Danke für den Artikel. Ich beschäftige seit Jahren schon damit, und achte immer auf das was ich kaufe. Auch arbeite vor in der AG Konsum und Ernährung mit, um die Leute darauf aufmerksam zumachen.
So gesehen ist es nicht neu für mich, aber lesenswert. Was mich allerdings diese Woche erschreckt das in Italien Flüchtlinge in Dörfern als Sklaven arbeiten, um unseren Konsum zu fördern.
Und was mir auch nachdenklich macht, ist das die Strategie Online Lebensmittel immer weiter vorangetrieben wird. Wer kontrolliert dann noch wie viel Müll produziert, wieviel Chemie verwendet wird und sind dann die ganzen Biosiegel noch etwas wert.
Gut finde ich das in einigen Städten ein Pfandsystem für die To-go Becher eingeführt wird, zur Müllvermeidung.
Gut, ist auch das die Menschen sich wieder darauf zurückbesinnen, Müll zu sparen. Plastik ist ein Problem, ein weiteres ist die Produktion in armen Länder. Wie z. b Blumen, die aus Ländern wie Kenia oder Kolumbien eingeführt werden. Und dort die Böden auf Jahre verseucht werden.
Gut, ist das das Thema wieder in Vordergrund rückt, aber noch nicht das Globale vergessen.
Erika Mager
Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich weiß, dass ich spät dran bin und andere sich schon längst mit dem Thema beschäftigen und aktiv Müll vermeiden. Wie beschrieben, brauchte es einen letzten Impuls, um die Sache anzugehen. Ich sehe auch, dass es noch viele bedrohliche Entwicklungen gibt, nicht nur bei uns. Ich glaube aber auch, dass ich nicht an allen Fronten kämpfen kann, sondern nur in meinem kleinen Bereich und wo es mir möglich ist. Wenn ich auch dazu beitragen kann, dass mehr Menschen so handeln, freut mich das. Vielleicht bin ich für jemanden ein weiterer Impuls. Irgendwo habe ich gelesen, dass man 50 Impulse braucht, um etwas in Angriff zu nehmen.
nettebuecherkiste
Gute Sache! In Saarbrücken hat neulich auch ein solcher Markt eröffnet, leider bin ich nicht oft in unserer Hauptstadt. Ich hoffe, dass auch kleinere Städte nachziehen 🙂
Erika Mager
Das hoffe ich auch. Ich kaufe aber jetzt auch im normalen Supermarkt möglichst unverpacktes Gemüse ein. Das geht dann eben nicht nach Einkaufszettel, sondern gegessen wird, was gerade da ist. Man wird erfinderisch, wenn der Blick erst einmal geschärft ist. 😉
nettebuecherkiste
Obst und Gemüse bekomme ich sowieso vom Bio-Lieferdienst, mir geht es vor allem um Dinge wie Nudeln oder Reis. Joghurt kaufe ich auch in Pfandgläsern 🙂
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