Vorbereitungen
Nach der Frankfurter Buchmesse im Herbst hieß es auf den einschlägigen Kanälen im Internet „Kommst Du nächstes Jahr auch zum Barcamp nach Bonn?“
Barcamp? Was ist das denn? Ok, es ist ein Literaturbarcamp, dort treffen sich „BloggerInnen, LektorInnen, BuchhändlerInnen, BibliothekarInnen, Selfpublisher, Bibliophile, für Verlage und den Buchhandel und nicht zuletzt für alle, die sich für Literatur, Bücher und die Welt des geschriebenen Wortes interessieren.“ (Ankündigung Website der Organisatoren) Deshalb musste auch ich da hin. Aber warum Barcamp?
Es gab viel „Reklame“ für den Hashtag #litcampbn18 und den Hinweis auf Tickets. Erst hieß es, es gäbe Tickets Anfang Februar, später dann Aschermittwoch. Die ganz Schnellen hätten die Gelegenheit, eine kostenlose Karte zu erstehen. Am Morgen des betreffenden Mittwochs habe ich dann erstaunt festgestellt, dass das kostenlose Kontingent schon erschöpft war, denn der Verkauf startete schon um Mitternacht. Bei allem Enthusiasmus … dafür stehe ich dann doch nicht so früh auf.
Aber so teuer war die Karte nun auch nicht und so gehörte ich zur ersten Welle der Teilnehmer. „Erste Welle“ stand sogar auf dem Ticket.
Eine Woche vorher
Auf Twitter und Facebook häuften sich nun die Hinweise und neusten Nachrichten zum kurz bevorstehenden Barcamp in Bonn. Leider hatte ich wenig Zeit und fand keine Muße mich näher mit den Infos zu beschäftigen.
Doch so nebenbei sickerte auch bis zu mir durch, dass Barcamp keine Veranstaltung ist, auf der ich von übergeordneter Stelle bespaßt werden würde. Alle Teilnehmer würden die Themen des Tages selbst bestimmen und durch ihre Beteiligung zum Erfolg des Tages beitragen.
Und dann fand ich doch kurz Zeit auf der Seite von literaturcampnrw.de vorbei zu schauen, wo sehr anschaulich der typische Ablauf und die Regeln für ein Barcamp aufgeführt sind.
Schön. Und dann viel mir Regel 8 in die Augen: „Wenn du zum ersten Mal bei einem Barcamp bist, musst du eine Session machen. (Ok, du MUSST nicht wirklich, aber versuche es, gern auch mit jemandem zusammen.)“
Schluck. Was sollte ich machen? Ich hatte immer noch keine Zeit und bis zum Termin waren es nur noch drei Tage. Und ich würde auch in diesen drei Tagen keine Zeit finden, soviel stand fest.
Mein Beitrag und meine Hashtags
In einer letzten Mail von Ursula Fuchs, die zu den Organisatoren des Events gehört, wurde mir empfohlen, mir für die obligatorische Vorstellungsrunde drei Hashtags auszusuchen, die mich für diesen Tag charakterisieren würden.
Was könnte ich anderen vermitteln? Was sind meine Hashtags? Das waren die zentralen Fragen, die mich in der verbleibenden Zeit beschäftigten. Ich glaube, was ich gut kann, ist organisieren, Zeitmanagement, Dinge geregelt bekommen. Davon könnte ich anderen erzählen und ,wenn es wirklich gefordert wäre, eine Session dazu anbieten. Titel: „Dinge geregelt bekommen für Blogger mit „Getting Things done“, Bulletjournal und einer 31/12 Pultmappe“.
Meine drei Hashtags habe ich so gewählt, dass etwas von meinen momentanen Interessen zum Vorschein kommt, auch wenn es nicht unbedingt mit Literatur zu tun hat.
#Bibliothek #zero waste und #getting things done
(Wenn es vier gewesen wären, hätte ich noch #barfuß genommen. Aber auch so habe ich durch demonstratives Barfußlaufen die nette und ebenfalls barfüßige Melanie Lahmer kennen gelernt.)
Es ist soweit – das Literaturcamp Bonn 2018 findet statt
Samstagmorgen. Ich packe meine Tasche. Was würde ich brauchen?
Wenn ich eine Session anbieten würde, würde ich ein Minimum an anschaulichem Material benötigen. Mein Bulletjournal habe ich immer dabei. Aber reicht das für einen Vortrag?
Ich suchte in aller Eile noch einen USB-Stick und fabrizierte ein paare brauchbare Fotos zum Thema. Außerdem fand ich ein paar passende Grafiken und Fotos im Netz, die ich auch noch auf den Stick zog. Schließlich wusste ich nicht, wie fortgeschritten die Technik und der Internetzugang in der VHS Bonn ist, in deren Räumen der Tag stattfinden würde.
Zum Glück ist Bonn nicht weit, das Wetter ganz passabel und in meiner Vespa noch genug Benzin. Mit dem Roller bin ich dann auch bis vor die Tür des Hauses der Bildung in Bonn gekurvt, auch wenn ich die letzten Meter durch die Fußgängerzone musste. Die Verkehrssituation ist zurzeit sehr unübersichtlich bei den vielen Baustellen und Straßensperrungen. Mit dem Auto wäre ich jedenfalls nicht pünktlich da gewesen.
Als ich das neue Haus der Bildung betrat und eine Treppe nach oben geleitet wurde, waren schon viele literaturbegeisterte Mitmenschen da. Erst gab es die riesigen Umhängeschilder für Namen und Hashtags. Ich war vorbereitet! Und noch vier Klebepunkte, die es den ganzen Tag aufzubewahren galt, gab es auch noch. Eine größere Herausforderung, denn die Punkte lösten sich in meiner Hosentasche ständig von ihrer Trägerfolie.
Am ersten Stehtisch mit Kaffee wurde mir klar, wie klug das mit dem riesigen Hashtag-Zettel vor dem Bauch der TeilnehmerInnen war. Ich war sofort im Gespräch mit einer netten Autorin und Krimiwanderungveranstalterin (Angelika) und gleich danach mit Michael, dessen einziger Hashtag unleserlich war. Wunderbar – es kam überhaupt keine Sekunde der Peinlichkeit auf, wie ich es sonst in einem Raum voller Unbekannter erlebt habe.
Im großen Saal fing es nun wirklich pünktlich an. 10 Uhr – eine Stunde Zeit, damit sich alle(!) persönlich vorstellen und die Sessionplanung abgeschlossen sein würde. Sollte das bei der großen Menge an Personen möglich sein? Ich war gespannt.
Nach dem sich Ute Lange und Ursula Fuchs vorgestellt und uns und alle Sponsoren begrüßt hatten, wurde das Mikro von einer zum anderen gereicht. Die meisten begannen mit „Hallo, ich heiße … und meine Hashtags sind x, y und z“. Ich habe dann extra nicht Hallo gesagt, kam aber dann auch etwas ins Stottern. Alles kann man nicht planen.
Und tatsächlich ging das recht flott, nach gefühlten zehn Minuten waren wir damit durch. Zur Sessionplanung drängte sich sofort eine Schlange an der Wand lang, um ihre Themen anzukündigen und um Interesse durch Handzeichen zu bitten. Und da war einiges dabei und alle Themen bekamen genug Interessenten, um damit eine Session zu füllen. Von Ukulelespielen über Gesundheit für Autoren bis hin zur trockenen Materie der DSGVO reichte das Angebot.
Weit vor 11 Uhr war alles geklärt – die Räume, die Zeitplanung, die Interessenten. Toll!
Schnell noch einen Kaffee gezapft, fand ich auch mühelos meine erste Session zum Thema „Aufmerksamkeitsspanne im Kontext der Digitalisierung“. Oliver Kepka und Sascha Förster haben sich die Session geteilt, weil sie im Vorfeld schon festgestellt hatten, dass ihnen beiden das Thema auf der Seele brannte. Sascha wurde begleitet von seiner kleinen Tochter, die uns deutlich machte, dass nicht nur die Digitalisierung ablenken kann.
Es wurde eine spannende Selbsterfahrungsgruppe zum Thema, besonders anregend durch die große Alterspanne bei den Anwesenden, die ihre ganz eigene Sichtweise und Lösungsstrategien beitrugen.
In der zweiten Runde der Sessions vor dem Mittagessen waren die Themen für mich irgendwie zu Autorenorientiert. Da bot es sich an, bei der Führung durchs Haus der Bildung mit zu gehen. Als Liebhaberin von Bibliotheksbauten im Speziellen und schöner Architektur im Allgemein, war das eine gute Gelegenheit, endlich einmal die neue Stadtbibliothek zu besichtigen. Hier habe ich erst so richtig begriffen, wie die VHS rund um die Bibliothek angelegt ist. Obwohl ich auch schon in anderen Städten beide Einrichtungen unter einem Dach erlebt habe (z.B. in Düsseldorf), kann man hier von einem genialen Konzept sprechen, da quasi alle Besucher der Volkshochschule ständig mit dem Angebot der Bibliothek konfrontiert werden. Besonders gut gefielen mir die hohen und Licht durchfluteten Decken des zentralen „Innenhofes“ des Hauses, von der alle anderen Räume und Flure abgehen. Als Gegengewicht zur etwas kühlen und hellen Gestaltung dieses Teils, gibt es in der Bibliothek kleinteilige Räume mit schönen Farben und gemütlicher Einrichtung, die zum gemütlichen Lesen einladen.
Auch die Räume und Ausblicke der VHS sind sehenswert. Wir durften die Lehrküche und ihren schönen Balkon sowie die etwas gummibelasteten Gymnastikräume bewundern. Danke für die tolle Führung!
Dann war es schon Zeit fürs Mittagessen. Hier gab es später die meiste Kritik, denn die Suppe war geschmacklich und sensorisch undefinierbar und in einer Farbe, die an andere Flüssigkeiten erinnerte. Wir hatten etwas Warmes im Bauch, eine Brezel dazu – und schon war man satt. Später wurden wir aufgeklärt, dass es sich um eine vegane Mango-Möhren-Suppe gehandelt hatte.
Am Nachmittag hatte ich dann Gelegenheit, die überaus kompetente Einführung in den neuen Editor von WordPress zu genießen. Britta Kretschmer von internetkurse-koeln.de hat unterhaltsam und gut gelaunt erzählt. Ich habe viel gelernt und freue mich auf den offiziellen Start von „Gutenberg“ bei wordpress.
Gleich ging es weiter mit Instagram für Büchermenschen. Michelle Lichte aus Bonn gab zwar an, unvorbereitet durch die Session zu führen, aber das machte sie sehr professionell. Im großen Saal wurde es ein unterhaltsamer Austausch zwischen alten Instagramhasen und Autoren, die das Medium für ihre Buchwerbung noch nicht wirklich entdeckt und für hilfreich befunden haben. Das könnte sich durch Michelles Session geändert haben.
Obwohl mir (und anderen) das Thema Datenschutzgrundverordnung längst zum Hals heraushängt, bin ich dann doch zu einer neuen Runde mit Britta Kretschmer gegangen. Auch diesmal war die Session sehr gut und lehrreich. Leider hat es nicht für die Entspannung gesorgt, die ich zum Thema DSGVO dringend nötig hätte. Es ist noch einiges zu tun bis zum 24.5.18 Mitternacht.
Abschlussrunde mit Feedback und Verlosung
Was? Schon 17 Uhr? Das ging aber schnell. Alles sammelt sich nach der letzten Session im großen Saal. Mit Verwunderung sieht man, dass im Kaffee- und Wasserbereich schon Feierabend ist. Ganz Durstige mussten deshalb schon vor der Abschlussrunde das Haus verlassen. Schade.
Das und das Mittagessen (s.o.) waren dann auch die großen Kritikpunkte in der Feedbackrunde. Ansonsten waren alle voll des Lobes und das war berechtigt. So eine reibungslose Veranstaltung ohne Verzögerungen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Da gebührt auch den TeilnehmerInnen ein großes Lob, dass keiner getrödelt hat!
Die Technik hat fast immer funktioniert. Wenn nicht, wurde sofort Abhilfe geschaffen.
Schön war natürlich auch die Verlosung der zahlreichen Bücher aus Papier – wobei der Hauptgewinn ein Tolino mit Hülle war. Ja, und auch ich habe ausnahmsweise einmal etwas gewonnen. Ich freue mich über das Buch „Wo noch Licht brennt“ von Selim Özdogan.
Mein Fazit?
Wann findet das nächste Barcamp statt? 🙂
weitere Feedbacks zum Literaturcamp
blackreading: https://blackreading.de/mein-besuch-beim-litcampbn18/
Corinna @gerngeschrieben und Krissi @lilarochen https://gerngelesen.de/2018/04/30/litcamp-bonn-2018-schoen-wars/
Isabel @seitenwandlerin https://seitenwandler.de/mein-besuch-beim-litcamp-bonn-2018/
Johannes @johannes @bonn.digital https://bonn.digital/blog/bonn-digital-unterstuetzte-das-2-literaturcamp-bonn/
@Mlle_Facette https://mlle-facettenreich.de/das-litcamp-bonn-2018-meine-eindruecke/#more-823
Silvia @leckerekekse_ https://leckerekekse.de/wordpress/literaturbarcamp-in-bonn-2018/
Sina @SinaGeschichten https://sinas-geschichten.de/2018/04/30/das-litcamp-bonn-2018-ein-rueckblick/
Stefanie Müller: https://stephaniemueller.net/2018/04/literaturcamp-bonn-2018/
12 Comments
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Cathy
Wow! So ein ausführlicher Beitrag zum Litcamp.
Aber es war auch einfach toll. 🙂
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Erika von Litblogkoeb
Hallo Cathy,
ja, mein Bericht ist etwas lang geworden – aber da es wirklich eine schöne Erfahrung für mich war, habe ich mich entschieden, diese ausführlich zu schildern.
Ich freue mich schon auf mein nächstes Barcamp.
Silvia
Ich habe mich sehr gefreut dich auf dem Barcamp so oft zu treffen (wenn ich auch immer Angst hatte, dir auf die Füsse zu treten).
Danke für deinen persönlichen Überblick
Silvia
Erika von Litblogkoeb
Liebe Silvia,
ich freue mich schon sehr auf unsere nächste gemeinsame Veranstaltung und den Besuch von den „leckeren Keksen“ in meinem Apfelhof.
Liebe Grüße
Erika
…und auf meine Füße passe ich selber auf 😉
Buchbahnhof
Guten Abend 🙂
Danke, dass du uns so ausführlich mit auf dein erstes Barcamp genommen hast. Ich gehe im September auf das LitCampHH und bin irgendwie jetzt schon aufgeregt. Eine Session werde ich nicht halten, da ich mich schon mit der Vorstellungsrunde fast überfordert sehe. Ich hoffe, das sich da überhaupt einen Ton herausbekomme. Aber, ich freue mich sehr und Herausforderungen sind ja da, um sie zu meistern.
Es hat Spaß gemacht, dich auf deinem ersten LitCamp zu begleiten.
LG
Yvonne
Erika von Litblogkoeb
Hallo Yvonne,
freut mich, dass Dir mein Bericht gefallen hat! Ich kann Deine Ängste nachvollziehen, kann Dich aber bestärken, diese abzuwerfen. Bei uns war es ein wunderbar freundschaftliches Miteinander und trotz des manchmal großen Wissensunterschied hat sich niemand überheblich gegeben. Das hat mir am meisten imponiert und gefallen.
Liebe Grüße
Erika
Buchbahnhof
Danke für deine Aufmunterung! Ich bin echt gespannt, wie es wird.
LG
Yvonne
Daggi
Danke für den tollen Bericht. Ich werde im Juni auf mein erstes BarCarmp gehen und bin schon ganz gespannt 🙂 #litnetzwerk
LG
Daggi
Erika von Litblogkoeb
Hallo Daggi,
bitte schreibe mir, wenn Du es nicht toll findest. Das würde mich aber sehr wundern 😉
Vielleicht liegt es aber auch an der guten Organisation. Das kann ich nicht beurteilen, es war ja mein erstes Barcamp.
Liebe Grüße
Erika